Wenn Greenfees im Golf gesponsert sind
Alle Welt im Golf spricht gerne über Greenfees, selten spricht jemand über Mäzenatentum. Dabei hängt das eine mit dem anderen im Golfsport massiv zusammen. Vor allem, wenn es um zahlreiche der Spitzenanlagen auf dieser Welt geht, die meistens ein Punkt eint: Die Refinanzierung der ursprünglichen Bau- und Investitionskosten ist mit dem Golfbetrieb kaum möglich.
Drei Beispiele, die das verdeutlichen: Als Herb Kohler, Besitzer einer der weltgrößten Armaturenfirmen beschloss, am Ufer des Lake Michigan vier Golfplätze zu bauen, war da nichts als grüne Wiese und Chicago vier Stunden entfernt. Herb Kohler hatte gerade das Golfspiel für sich entdeckt, war besessen und engagierte Pete und Alice Dye als Designer. Der Bau des Ryder Cup-Platzes Whistling Straits, 2020 Schauplatz des Ryder Cups war ein Abenteuer über mehr als vier Jahre, das mehr als zehn Millionen Dollar verschlang. Solcherlei Eskapaden bringen Lust und verlangen Leidenschaft und einen großen Geldbeutel. Das Ergebnis stand 2000, es war großartig, einer der besten Plätze der Welt.
2009 stand ich mit Bernhard und Erwin Langer auf einem staubigen Bauplatz an der griechischen Küste Costa Navarino und hörte einem kleinen griechischen Reeder zu, wie er von einem der besten Golfresorts Europas sprach, das hier in der Pampa entstehen würde. Er hieß Vassilis Constantakopoulos, war Milliardär und bis heute wurden von ihm und seiner Familie mehr als 100 Millionen Euro in die bestehenden Hotelanlagen, zwei Golfplätze und das Drumherum gesteckt. Der Captain, wie sie ihn nannten, ist inzwischen tot, jetzt baut sein Sohn noch zwei Plätze. Alles High-Quality. Die bestehenden Kurse sind tipptopp in Schuss, üppig mit Personal besetzt, tolle Clubhäuser. Als mich die PR-Managerin kürzlich fragte, was ich von der ganzen Sache hielte, lautete meine Antwort: „sponsored Golf“. Im Package mit 5-Sterne-Hotel bekommt man den Golftag je nach Anbieter schon mal für 150 Euro. Um ehrlich zu sein ein ziemlich guter Deal.
1999 kaufte der Golf-besessene deutsche SAP-Mitbegründer Dietmar Hopp dem ebenfalls golfbesessenen Sean Connery die Liegenschaft Terre Blanche in der Provence für ein mittelgroßes Vermögen ab und gab dann noch einmal ein mittelgroßes Vermögen für den Bau eines Hotels und zweier Golfplätze aus. Das Greenfee für den Besucher, der nicht im Hotel wohnt, liegt außerhalb der Hochsaison bei maximal 120 Euro. Nichts wie hin, müsste man eigentlich sagen, weil man dafür quasi einen Tag Traumurlaub in der Provence bekommt, den uns zum Glück jemand mit einem Millionen-Investment ermöglicht hat.
Wieviel ist eine Runde Golf wirklich wert?
Womit wir in Deutschland wären, wo es ähnliche Beispiele gibt. Winston Golf im Örtchen Vorbeck, oder der Schwanhof in Bayern zum Beispiel. Beides Beispiele für Mäzenatentum, weil hier erstklassige Anlagen entstanden, die nur möglich waren, weil begeisterte Unternehmer investiert haben. Damit kommen wir am Ende zum GC St. Leon-Rot ankommen. Wieder Dietmar Hopp als Investor – die Fußball-Diskussion um seine Person ist übrigens der Grund für diese Kolumne. Der Gast zahlt unter der Woche 85 Euro und kann sich dann austoben: 18 Löcher Golf auf einem der zwei Plätze, Training am üppigen Chipgelände, eine intensive Trainingseinheit auf einer ziemlich großen Driving Range. Es ist irrwitzig zu glauben, dass die Gesamtinvestition in die Anlage jemals wieder erwirtschaftet werden kann. Die laufenden Kosten ja, die Anfangsinvestition nein. Schon deshalb nicht, weil hier – wie auch in Whistling Straits zum Beispiel – keine Grundstücke am Golfplatz verkauft werden, was in der Regel die einzige brauchbare Methode ist, um mit einem Golfplatz größere Summen Geld zu verdienen.
Was das für uns Normal-Golfer bedeutet? Wir haben Glück. Auf einigen der besten Plätze dieses Landes oder auch der Welt werden wir schlichtweg gesponsert. Wir müssen es nur noch begreifen.