Zurück nach der Weihnachtspause – und man kann es so sagen – der Beginn dieses Jahres ist in der Golfszene turbulent, verwirrend und zum Teil ermutigend.
In Augusta National haben die Herren in Grün offenbar genug von digitalen Masters-Erlebnissen wie im vergangenen November. „Wir glauben an unsere Fähigkeit, im April verantwortungsvoll eine begrenzte Anzahl von Personen nach Augusta einladen zu können“, hat Fred Ridley, der Chairman, gestern verkündet. Das ist die verklausulierte Ankündigung eines Masters, das selbst hartgesottene Kenner neugierig werden lassen dürfte. Keine Veranstaltung im Golf, die ich kenne, kann es nur ansatzweise mit den ausgeklügelten Verbotssystemen in Augusta schon ohne Corona-Ausnahmezustand aufnehmen. Ein Ganzkörper-Viren-Screening-System ist das Mindeste, was man erwarten darf. Deutsche Datenschützer würden diesen Ort ohnehin alljährlich fluchtartig und entmutigt verlassen. Das Beste daran: Allem Corona-Vorsichtstrubel zum Trotz dürfte das Masters 2021 wieder einmal ein echtes Highlight werden. Datenschutz hin oder her.
Pluspunkt: Das Augusta National Women’s Amateur und Drive Chip and Putt finden am Wochenende vorher ebenfalls statt. Wundervoll, denn die Damen und Kids bringen eindeutig Leben in die ansonsten leicht veralterte Herrenbude.
Dass die Golfszene zumindest zum Teil in letzter Minute noch die Kurve in Sachen Donald Trump bekommen hat und seinem Platz Bedminster die PGA Championship entzogen hat, ist erfreulich. Wobei man sich natürlich die Frage stellt, wieso man das Turnier überhaupt auf eine Trump-Anlage vergeben hatte. Hut ab vor den lieben Nachbarn in Schottland, die es während der Kandidatur und Präsidentschaft des Golfplatzbesitzers Trump ( Trump Turnberry und Trump Aberdeen) geschafft haben, dem Amerikaner stur die kalte Schulter zu zeigen, als es darum ging, die Scottish Open oder British Open auf seinen Plätzen auszurichten. Wir fühlen uns ein wenig an Asterix und Obelix erinnert, die am Ende ja auch immer die Nase vorne hatten. Großartig!
Wobei sich die Schotten in den vergangenen 14 Tagen ja gefühlt furchtbar weit von uns entfernt haben, weil sie jetzt zusammen mit Ganz-UK Drittstaat sind, was dazu führt, dass die Jahres-Akkreditierung der European Tour gestern mit einem fetten Zollaufkleber eintraf.
Ansonsten hörte man gestern auch von Reise-Experten in Sachen Schottland, dass es inzwischen ein Problem für so manchen deutschen Golfer gibt, der darauf wartet, dass ihm seine vorabbezahlten Greenfees für die wundervollen Linkskurse aus dem Jahr 2020 nun endlich von so manchem Reiseveranstalter zurücküberwiesen werden. Die Umbuchung einer Teetime aus dem Jahr 2020 auf die Saison 2022 macht eben nicht so wirklich Freude.
Wobei man bei all‘ den unbequemen Nachrichten über die lieben Mitgolfer im Ausland natürlich auch ein wenig über die eigenen Zustände sinnieren muss. Warum in den vier Bundesländern NRW, Bayern, Schleswig-Holstein und Sachsen Golfanlagen schließen, in den anderen Bundesländern aber unter Auflagen öffnen dürfen, bleibt eines der vielfältigen Rätsel des Föderalismus, den wir seit einigen Monaten in all‘ seinen Feinheiten kennenlernen. Immerhin: An diesem Mittwoch überdeckt der Schnee Bayerns ohnehin alle Golf-Ambitionen. Karl Lauterbach hat am Freitag in einem großen SZ-Interview übrigens gesagt: „Das wird ein super Sommer.“ Der SPD-Gesundheitsexperte spielt ja fanatisch Tischtennis – aber er hat sicher auch uns Golfer gemeint.
Foto: Courtesy Augusta National |