British Open: Trump schickt Botschafter vor – und scheitert
Von Zuständen wie im GC Hubbelrath in Düsseldorf kann Donald Trump nur träumen: Dort stellten sich jetzt vier Oberbürgermeisterkandidaten in einer Gemeinschaftsveranstaltung mit dem Bundesverband mittelständische Wirtschaft Unternehmerverband Deutschland e.V. den Fragen der Mitglieder des Golfclubs. Politik trifft Golf – großartig.
Man stelle sich vor, Joe Biden und Donald Trump würden ihre TV-Debatte für das Präsidentenamt im Clubhaus von Trump National in Washington durchführen, der Golfclub liegt ja quasi gleich um die Ecke vom Weißen Haus. Es wäre ein Fest für Donald Trump, weil er die Idee von „golf meets politics“ ganz großartig findet. Zumindest dann, wenn es um Veranstaltungen in einem seiner Golfclubs geht.
Trump schickte seinen Botschafter auf Werbetour
Die Sache ist nur: Wenn Trump involviert wird, will keiner „golf meets politics“. Vor allem in Großbritannien nicht, wo sich der US-Präsident laut heutigen Berichten der New York Times mal wieder so richtig stark für die Ausrichtung einer British Open gemacht hat. In Turnberry wollte er sie sehen, nur deshalb hat er das schottische Edelresort schließlich 2014 gekauft. Und weil er sicher sein wollte, dass aus dem Traum Realität wurde, wies er seinen alten Kumpel und Unterstützer Woody Johnson an, das Thema eingehender mit dem schottischen Staatssekretär David Murdell zu besprechen.
Die Tatsache, dass Trump seinen Kumpel Woody inzwischen auch zum Botschafter in London gemacht hat, trägt dazu bei, dass die New York Times die Golf-Story auf Seite 1 bringt und sich ziemlich ausführlich zu dem Thema äußert. Schließlich handelt es sich wieder einmal um den klassischen Missbrauch des Amtes als Präsident für private Zwecke. Woody Johnson fühlte sich Trump offenbar so verpflichtet, dass er sein Glück beim Staatssekretär versuchte. Allerdings ohne Erfolg.
16 Golfplätze – aber kein Weltklasse-Turnier
Mit dem diplomatischen Parkett hat Woody, Besitzer des NFL-Teams New York Jets, eben ähnliche Probleme wie Trump selbst, der nicht verstehen will, warum man keinen G7-Gipfel in seinem Resort National Doral veranstalten kann, und warum es ein Problem für das Pentagon war, als öffentlich wurde, dass Truppenteile auf der Durchreise am Flughafen Glasgow im Trump-Resort Turnberry übernachteten.
Die Leidtragenden an der ganzen Story, sind Trumps 16 Golfplätze, die allesamt erstklassig sind. Gut genug für Weltklasseturniere wäre eine Reihe von ihnen – aber mit der Trump-Family im Hintergrund werden sie für jeden Sponsor zur verbotenen Zone.
„Wenn man die Politik weglassen würde, wäre der Trump-Platz ideal – aber die Politik kann man hier einfach nicht aus dem Spiel lassen“, resümierte zum Beispiel Martin Gilbert, CEO von Aberdeen Asset Management, Hauptsponsor der Scottish Open gegenüber Reportern, als es um die Qualitäten von Trump Aberdeen in Schottland als Turnierstandort ging. So gewaltig die Dünen sind, so brillant der Blick aufs Meer, so perfekt das Übungsgelände – „Golf trifft Politik“ wird es hier nie geben.