Der Präsident geht – der Golfer bleibt

Heute nachmittag, so wird sich mancher US-Demokrat sagen, hat der Spuk ein Ende. Donald Trump ist dem Weißen Haus dann Richtung Palm Beach entflohen, Familie Biden zieht ein. Der US-Präsident Donald Trump ist Geschichte – die Sache ist nur: Der Golfer Donald Trump bleibt. Die internationale Golfszene wird der 74jährige womöglich in Zukunft noch mehr beschäftigen als bisher. Jetzt hat der Mann schließlich weit mehr Zeit, sich um sein Golfspiel und seine Golfanlagen zu kümmern.

Boycott wird zunehmend zum Thema
17 Stück sind es immerhin, verteilt über die USA, die Karibik, Großbritannien und Irland sowie Dubai. Und was die Qualität der Anlagen betrifft, so kann Trump durchaus punkten. Eine wirklich schlechte Trump-Golfanlage gibt es nicht. Ganz im Gegenteil: Vergangene Woche schrieb mir erst wieder ein Kollege, Donald hin oder her, er müsse einfach nach Trump Aberdeenshire, weil die Bilder großartig seien.
Die nüchterne Einschätzung nach dem eigenen Besuch und Spiel auf den fünf Trump-Anlagen Doonbeg, Aberdeenshire, Turnberry, Doral und Palm Beach lautet so: Turnberry ist herausragend, Aberdeenshire ein wirkliches Erlebnis, Doral erstklassig, Palm Beach gut aber überladen und Doonbeg zweifellos alles andere als schlecht. Und doch gilt für diese Anlagen wie alle anderen Trump-Resorts – Boycott bahnt sich zunehmend an, eine Verbindung mit dem Ex-Präsidenten und Noch-Golfer wird zunehmend zu einem Problem.
Nachdem die PGA of America nach Jahren der Kooperation nun erkannt hat, dass eine Zusammenarbeit mit Trump „schädlich für den Namen“ ist und der R&A an seiner Politik festhält, keine Open Championship nach Turnberry zu vergeben, solange es Trump gehört, hat auch der Bürgermeister von New York Bill de Blasio den Vertrag der Stadt mit Ferry Point Golf Links gekündigt. Bis dato hatte die Stadt den Golfplatz, der zu Trumps Golf Anlagen gehört und 2015 eröffnet wurde, betrieben.

Zahlreiche Ermittlungen wegen Steuervorteilen
Selbst dann, wenn sich weitere Verbände und Organisationen von Donald Trumps Golf-Business abwenden, werden seine Anlagen eben auch in Sachen Finanzen weiter für Schlagzeilen sorgen. Trump Aberdeenshire, so die jüngsten Zahlen vom Dezember, hat 2019 erneut über eine Million Pfund Verlust gemacht und seit der Eröffnung noch nie positive Zahlen erreicht. Laut der New York Times summieren sich die Verluste aus 15 Anlagen in den USA, Schottland und Irland seit 2000 auf über 320 Millionen Dollar. Inzwischen laufen Ermittlungen von US-Generalstaatsanwälten, ob Trump auch die Werte diverser Golfliegenschaften wie Trump National Golf Club in Los Angeles völlig falsch angegeben hat, um sich damit Steuervorteile zu verschaffen.
Material für reichlich Trump-Themen im Golfsport gibt es also auch weiterhin. All‘ jene in Europa zu verdammen, die mit Trumps Golfanlagen Business zu machen, ist wohl auch der falsche Weg. Regionen wie das schottische Ayrshire leben auch von der Attraktivität eines Open-Platzes wie Turnberry, wenn sie den Golfpass „Open Links of Ayrshire“ anbieten. Der Bezirk Aberdeen, seit Jahren durch das nachlassende Ölgeschäft schwer gebeutelt, wirbt eben auch mit dem First-Class-Platz von Trump, wenn er sich um Touristen bemüht.
Was tun mit dem Fall Donald Trump? Diese Frage wird die Golfszene wahrscheinlich noch weit länger beschäftigen als die Politik. Als US-Präsident ist er ab heute Geschichte – als Golfer eben noch lange nicht.

Foto: Trump Turnberry