Zur Erinnerung: Dies war das Turnier, bei dem all‘ das Corona-Chaos begann. Noch vor einem Jahr startete die Players Championship mit dem normalen Prozedere zu Wochenbeginn: Grölende Fans auf den Zuschauerrängen rund um das Inselgrün an der 17, Coaches und Spieler auf der Range, Getöse in den VIP-Zelten. Am Freitag hatte das Spektakel ein Ende, und die Beteiligten verließen eilig den Schauplatz in Sawgrass, Florida. Ein paar, die zu spät dran waren mit ihren Flugbuchungen, blieben in den USA. Der Spanier Rafael Cabrera Bello zum Beispiel, den sie in seiner Wahlheimat Dubai mit seinem Manager erst mal nicht mehr reinlassen wollten.
Die TV-Quoten für Golf 2020 waren niedrig wie selten zuvor
Jetzt beginnt die Show wieder. Aus der Players Championship ist immer noch kein Major-Turnier geworden, aber sie ist immer noch besser besetzt als so manche US PGA Championship. 49 Spieler aus den Top 50 der Weltrangliste sind am Start, es geht um 15 Millionen Dollar Preisgeld und 2,7 Millionen Dollar für den Sieger. Alles bestens also, aber irgendwie tut man sich schwer, in den alljährlichen Hype zu verfallen.
Weltklasse-Golf im Fernsehen hat deutlich an Reiz verloren in den vergangenen zwölf Monaten; die Tatsache, dass es a. ohne den Zuschauermagneten Tiger Woods stattfindet und b. wieder einmal kein einziger Deutscher im Feld ist, macht die Lage nicht wirklich besser. Glückwunsch an dieser Stelle übrigens an die Österreicher, die mit Bernd Wiesberger und Sepp Straka immerhin zwei Profis am Start haben. Das hält die Fans vor dem Fernseher.
Wo sind die deutschen Zuschauermagneten?
Ein Blick auf die US-Fernsehzahlen allerdings zeigt, dass es seit Beginn des Jahres zumindest in den USA wieder aufwärts geht mit den Quoten. Nachdem 2020 bei den TV-Ratings laut Nielsen ungeahnte Tiefen erreichte und das November Masters während der Finalrunde am Sonntag die schlechtesten Einschaltquoten seit einem halben Jahrhundert hatte, bewegt sich der Zeiger seit Beginn des Jahres wieder nach oben. Beim AT&T Pebble Beach Pro-Am kam man mit 4,14 Millionen Zuschauern am Sonntag auf die größte Zuschauerschaft für ein normales PGA Tour Event seit zwei Jahren.
Insofern sind die Hoffnungen groß, dass die Lust auf Golf im TV in Florida in dieser Woche noch einmal steigt. Bryson DeChambeau mit seinen Gewaltschlägen ist ein Magnet, der vor den Fernseher lockt, das mögliche Comeback des Jordan Spieth, der seit Wochen aufsteigende Form erkennen lässt, ein anderer.
Der Golfsport ist eben wie jeder andere Sport auch von Stars abhängig. Für Deutschland ist das im Moment eine eher nicht so tolle Aussage. Die Zeiten, in denen man von Bernhard Langer und Martin Kaymer Siege auf der PGA oder auch der European Tour erwartete, sind erkennbar vorbei, und in der zweiten Reihe steht niemand, der auf Top Ten-Resultate gebucht ist. Für die Veranstalter der BMW International Open in München und der Porsche European Open in der Nähe von Hamburg im Juni ist das kein erfreuliches Ausgangsszenario.
Die Wahrscheinlichkeit, dass beide Veranstaltungen ohne Zuschauer ablaufen werden, ist hoch. Die Verlagerung ins Digitale und TV bleibt als Kommunikationskanal mit der Fangemeinde. Den passenden Zuschauermagneten muss man da erst noch finden. Ansonsten spielen die vermeintlichen Golffans lieber ihre eigenen Runden auf dem Heimatplatz, statt das Wochenende für Golf im Fernsehen zu reservieren. Das aber will man den Sponsoren nicht wünschen – schließlich muss man froh sein, dass man überhaupt noch zwei große Profiturniere in Deutschland hat.
Foto: TPC Sawgrass/PGA Tour |