Esther Henseleit & Co. hat es bis dato am härtesten erwischt

Eigentlich wollte Jay Monahan am Dienstag seinen tollen neuen Fernseh-Deal für die PGA Tour verkünden. Interessierte aber niemand. Monahan, Geschäftsführer der PGA Tour, sprach stattdessen im Vorfeld der Players Championship über Covid-19 und das neue Forschungsfeld „Golf in Epidemiezeiten“. In den nächsten sechs Monaten finden vier Major-Turnier der Männer, fünf der Frauen, Olympische Spiele und reichlich andere Turniere statt. Oder auch nicht: Heute morgen wurde nach Insider-Informationen das Czech Masters im August abgesagt – ist ja eigentlich noch ein Weilchen hin. Nachmittags ließ die PGA European Tour dann wissen, die Hero Indian Open im März werde verschoben. 
Die größten Einschränkungen auf Spielerseite haben bis dato die Damen auf der LPGA Tour erwischt. Die starke Ausrichtung der Tour nach Asien hat bereits zum Storno von drei Veranstaltungen geführt. Die deutschen Damen auf der Tour waren bis dato kaum im Einsatz. Für Esther Henseleit, die die Saison eigentlich komplett in den USA geplant hatte, sind bis dato deshalb nur zwei Turniereinsätze drin gewesen. Output: 2549 Dollar. Bis dato ist es auf der LPG Tour überhaupt nur 127 Frauen gelungen, Geld zu verdienen, weil gerade einmal drei Turniere stattfanden. „Man kann sich nicht hocharbeiten, das Reranking steht an. Das ist alles sehr kompliziert im Moment“, resümiert Manager Christian Reimbold.
Henseleit hat sich auf der Ladies European Tour eingeklinkt – als Gewinnerin der letztjährigen Geldrangliste ein einfaches Prozedere. Das Turnier Saudi International im Royal Greens Golf & Country Club nächste Woche wird schon das dritte Turnier dieser Saison, das sie auf der LET bestreitet. Vorausgesetzt, sie kommt dort an. Laut offiziellen Corono-Reisebeschränkungen dürfte Henseleit derzeit nicht einreisen. Von Seiten der Organisatoren in Saudi Arabien ist zu hören: „Das Golf Saudi Team arbeitet extrem hart, um eine einfache Anreise für die Spielerinnen sicherzustellen.“ Aber sagt Reimbold: „Was passiert, wenn man dann einreist und vielleicht doch in Quarantäne kommt?“ Das passierte gerade erst den Italienern Edoardo Molinari und Lorenzo Gagli bei der Oman Open.

Beim Saudi International überdeckt Corona politische Fragen

In Riad will man sich einen Ausfall des Turniers nicht leisten. Schon deshalb nicht, weil sowohl das Herrenturnier zu Beginn des Jahres als auch jenes der Damen nächste Woche medial permanent begleitet werden mit kritischen Fragen zum Demokratieverständnis in dem Land, dem Mord am US Journalisten Khashoggi, dem Hacken des Smartphone Accounts von Jeff Bezos oder der gerade laufenden Preisschlacht des Ölgiganten Aramco, der zufällig auch Titelsponsor des Damenturniers ist.
Immerhin: Der Hype um Corona überdeckt erst einmal jegliches kritisches Hinterfragen des Turniers in Saudi Arabien. Nachfragen wehrt Golf Saudi mit der Begründung ab, man sei jetzt einfach zu beschäftigt. Und die Spielerinnen: Die nehmen im Moment jedes Turnier mit, was noch gespielt wird. Während Rory McIlroy, Francesco Molinari und andere Topspieler auf einen Start beim Saudi International aus politischen Gründen verzichteten, sind derartige Absagen bei den Frauen nicht bekannt. Hauptsache es wird überhaupt irgendwo gespielt.
Schlechte Zeiten also, vor allem für die Spieler aus der zweiten Reihe, die nicht auf Millionenverträgen oder -Verdiensten sitzen und verstärkt kleinere Turniere wie etwa das Czech Masters anfahren. Die Challenge Tour zum Beispiel hat nach der Absage der Kenya Open ganze fünf Wochen spielfrei, weil auch die Czech Challenge heute morgen nach Insiderinformationen abgesagt wurde, genauso wie die Slovak und die Czech Challenge. Spielpraxis wird schwierig, weil die drittklassige Alps Tour drei Turniere in Folge in Ägypten auf September vertagt hat, die gleichrangige Mena Tour hat im Moment den Betrieb ebenfalls eingestellt.
Wohin mit all‘ den Jungpros, die sich zwar nun die Reisekosten sparen, gleichzeitig aber auch keine Einnahmen haben und vor allem keine Spielpraxis. Auf der Pro Golf Tour mit ihrer Zentrale in Augsburg trudeln derzeit vermehrt Anfragen von Spielern der Challenge oder drittklassigen Touren ein, die sich noch einklinken wollen. „Wir sind im Prinzip eine geschlossene Tour“, lässt Geschäftsführer Peter Zäh wissen. „Wir sind eigentlich voll und die Challenge Tour Spieler würden unseren Spielern die Kategorie wegnehmen“. Abgesehen von einigen Absagen italienischer Profis läuft die Tour erst einmal wie geplant die nächsten drei Wochen in Marokko. „Wir haben keine großen Zuschauermengen und sind damit eine relativ kleine Outdoorveranstaltung.“ Und auf der wird Golf gespielt.