Neumitglieder statt Trittbrettfahrer in Seddin

Die Geld-zurück-Garantie ist in Zeiten des Internethandels eine bekanntlich gerne genommene Offerte: Der Entsafter, der Fön, Produkte jeder Art für zwei Monate zuhause im Praxistest – dann nichts wie zurück damit. Eine Bekannte von mir trieb es so weit, die Faschingskostüme vor Fasching zu bestellen, mit Etiketten auf ein paar Partys zu tragen und anschließend wieder zurückzusenden. Die kostengünstige Verkleidungsvariante.

Das ist die eine Seite der Geld-zurück-Garantie, die diesen unangenehmen Beigeschmack von Ausnützen und Schummeln hat. Die andere Seite beinhaltet den festen Glauben an ein Produkt und die eigene Gewissheit gut zu sein. Das, wofür sich der Kunde begeistert, gibt er nicht mehr zurück.

In der deutschen Golfszene hat es mit der Geld-zurück-Garantie bis dato nur eine Anlage versucht: Der G&CC Seddiner See nahe Potsdam bietet seit Sommer 2013 „das Spielrecht mit Geld-zurück-Garantie an“. Horst Schubert, AG-Vorstand in Seddin, glaubte an sein Produkt einer Spitzenanlage mit 36 Löchern im Speckgürtel Berlins und hatte deshalb nie Zweifel an seiner Idee. Jetzt ist er dafür vom DGV für  Innovationspreis nominiert worden.

Fernmitglieder neugierig gemacht

Die Trittbrettfahrer, die einfach mal eine Saison umsonst Golf spielen wollten, sind seiner Erfahrung nach ausgeblieben – stattdessen hat er Golfer neugierig gemacht, die ansonsten den Weg in die gehobene Anlage nicht gefunden hätten. Fast 50 Prozent der Neumitglieder, so Schubert kürzlich in einem Interview mit dem Golf Management Verband, seien bis dato Fernmitglieder gewesen – auch das eine Klientel in der deutschen Golfszene, die mancherorts gerne ein wenig schräg als Billiggolfer angesehen wird.

Im G&CC Seddiner See hält man wenig von solchen Kategorisierungen, man setzt eher auf Überzeugung des Neumitglieds. Das bedeutet Arbeit und Aufwand, weil man den Kunden Woche für Woche bei der Stange halten muss. Das impliziert auch den festen Glauben daran, dass man am Ende nur mit einer Konzeption und kontinuierlicher Qualität überzeugen kann. Die Geld-zurück-Garantie im Golf lässt keinen Raum für schlechte Turnierkalender, mangelnde Startzeitenorganisationen, unfreundliche Sekretärinnen oder durchschnittliches Greenkeeping. Der Golfer von heute ist ein kritisches Geschöpf – wenn ihm die Situation nicht passt, wechselt er zum Club nebenan.

Starkes Interesse für 2021

Das Team von Horst Schubert hat offenbar viel richtig gemacht. 77 Prozent Personen, die das spezielle Spielrecht nutzten, sind langfristig Mitglied geblieben. Neuanmeldungen hat der Club reichlich, 2021 rechnet man mit 80 bis 90. Das passt perfekt zum derzeit herrschenden Hochgefühl bei Golfclubs, die sich selbst im November kaum vor dem Andrang an Golfspielern erwehren können.

Die Sache ist nur – all‘ die Golfwilligen muss man im nächsten Jahr bei der Stange halten. Vor allem dann, wenn mit einem Impfstoff Reisen, Feiern, das ganze Golf-Alternativprogramm wieder möglich wird. Wer als Club wie Seddin jährlich mit der Geld-zurück-Garantie arbeitet, dürfte mit dieser Anforderung kein Problem haben. In dem Fall ist Überzeugungsarbeit am Golfer seit Jahren Teil des Programms.

Das heißt nicht, dass jeder Golfclub in Deutschland nun das Konzept übernehmen soll. Aber es könnte hilfreich sein, sich für den Winter 2020 und die Saison 2021 die gleiche mentale Einstellung anzueignen – ansonsten sind all‘ die Neugolfer nämlich wieder weg. Und deren Geld kommt so schnell nicht wieder zurück.