Kein Golf, und jetzt? Der Tagesbericht von Menschen aus der Golfszene

Heute: Bernd Ritthammer, 32jähriger Profigolfer aus München, der normalerweise auf der European und Challenge Tour spielt. 

Also ehrlich gesagt: Viel habe ich heute nicht gemacht. Die Möglichkeiten in einer Mietswohnung im Zentrum von München sind ja eher eingeschränkt.

Mein größter Job bestand eigentlich darin, meinen eineinhalbjährigen Sohn zu beschäftigen – und das ist ganz schön fordernd. Als der dann schlafen war, habe ich mich mal auf meine Puttmatte gestellt. Aber mehr als 30 oder 40 Minuten Training sind da ja konzentriert auch nicht drin. Klar, man kann am Stroke arbeiten. Ich habe einen Spiegel, um das Setup zu kontrollieren, aber irgendwann hat man dann auch wirklich das Gefühl, dass man es auf der Puttmatte kann.

Mir bleibt dann eigentlich nur noch Yoga, Stretching, Fitness oder Mentales Training – oder Techniktraining mit Luftbällen. Alles nicht so befriedigend, aber immerhin entsteht in dieser Zeit ein gewisses Wir-Gefühl mit den anderen Jungs auf der Tour. Den meisten anderen geht es ja nicht besser als mir.

Normalerweise bin ich ja kaum hier zu Hause in München – jetzt bin ich schon seit 17. Februar da, und es ist kein Ende abzusehen. Schon daran muss man sich gewöhnen, wenn man ansonsten mit der Familie eine Art Fernbeziehung führt. Aber das bekommen meine Frau und ich zum Glück ganz gut hin, wobei wir ganz seltsame Erfahrungen machen – zum Beispiel, dass wir wirklich viel mehr Lebensmittel einkaufen als sonst, weil wir ja jetzt ständig zu dritt zuhause essen.

Mit den Kollegen hatte ich heute wieder viel Kontakt – wir haben ja alle keine Ahnung, wann es weiter geht. Wobei mich das mental nicht wirklich stresst. Ich würde eher sagen, die Situation ist extrem seltsam. Ich glaube ja nicht, dass es mit den Turnieren etwas vor dem Hochsommer wird – und wie man dann die Ranglisten betrachten soll, die Punkte für die Qualifying School und so, das wird alles kompliziert. Wahrscheinlich führt kein Weg daran vorbei, die Saison quasi zu wiederholen, sonst wäre es ja völlig unfair.

Na ja, wir werden sehen. Ich gehe auf jeden Fall davon aus, dass ich noch ein paar Wochen hier in München bin. Wenn ich zumindest von der Puttmatte auf eine Driving Range wechseln könnte, wäre das schon ein Riesenfortschritt.