Golfreisen: Ansturm in Deutschland im Sommer?
Die Frühjahrs-Golfreise in die Emirate geplatzt. Der Pfingstausflug mit der Familie in den Club in Agadir – kein Thema mehr. Und der Sommerurlaub in Colorado – ein ferner Traum. Der Golfer sieht sich dieser Tage in Sachen Urlaubsplanung wie jeder andere Deutsche, wenn er nicht weit wesentlichere Probleme hat, vor größere Hürden wegen der Corona-Krise gestellt.
Der Reisemarkt ist global – Deutschlands Entwicklung hängt von der Situation der Reiseländer ab
Planungssicherheit ist ein Fremdwort, die Rückabwicklung von Reisen fixer Bestandteil der vergangenen Wochen. Die Touristikbranche, soviel ist inzwischen klar, dürfte eines jener Segmente sein, die am längsten mit den Folgen der Gesundheits- und folgenden Wirtschaftskrise kämpfen. „Es geht an dieser Stelle ja nicht darum, dass wir nicht weiterkommen, wenn es bei uns in Deutschland wieder rund läuft. Wichtig ist, dass sich die Situation global beruhigt. Nur wenn es allen Ländern wieder einigermaßen gut geht, werden wir hier auch in Deutschland weiterkommen. Da ist einfach Solidarität gefragt“, resümiert Ergül Altinova vom Golf-Reiseveranstalter Golf Extra, der inzwischen immerhin das Thema Rückabwicklung und Stornierung von Reisen einigermaßen hinter sich gebracht hat und Golfern folgende Hinweise gibt.
• Grundsätzlich muss der Reisende keine Gutscheine bei abgesagten Reisen akzeptieren. Er kann dies tun und würde damit seine große Solidarität mit der Branche zeigen und damit auch sicher manchem Hotel und Veranstalter weiter helfen, ist dazu aber nicht verpflichtet.
• Die Stornierung von Flügen für den Sommer sollten Sie erst einmal vermeiden. Sobald eine Fluggesellschaft einen Flug streicht, haben Sie Anspruch auf komplette Rückerstattung. Wenn Sie selbst stornieren, ist dies nicht der Fall. Ein heikler Punkt, weil manche Airlines selbst Flüge bis Ende Mai noch nicht abgesagt haben. Hier muss man Ruhe bewahren.
Trends für Sommer und Herbst
Wie aber entwickelt sich das Reisegeschäft im Hochsommer und Herbst generell? „Im Moment sehen wir da ganz unterschiedliche Entwicklungen“, resümiert Altinova. „In der Altersklasse 50+ wird sicherlich selbst über den Winter der Faktor Angst zum Teil noch eine Rolle spielen. Andererseits haben wir auch Einzelfälle von Kunden, die schon jetzt anrufen und uns sagen, sie wollen auf den ersten Flieger raus aus Deutschland, den es gibt, und Golf spielen.“
Womit wir beim größten Fragezeichen der ganzen Reiseplanung sind – den Flügen. Selbst Reiseveranstaltern, so Altinova, liegen derzeit keine Informationen vor, wie Flüge in Zukunft durchgeführt werden. Mit oder ohne Masken, mit leeren Plätzen, ab wann überhaupt? Fest steht: Das Herunter- und Wiederherauffahren eines Flugplanes braucht eben etwas mehr Planung als die Öffnung einer Bäckerei, weshalb man von mehreren Wochen Vorlaufzeit ausgehen muss. „Ich sehe den Sommer sehr kritisch“, sagt der Reiseexperte deshalb.
Großandrang in Deutschland?
Zumal innerhalb von Deutschland der Wettbewerb um Hotelzimmer und Teetimes von Mitte Juli bis Mitte September unter Umständen sehr groß werden könnte. „Sylt war schon vor Corona im August voll und wird es auch jetzt sein“, erklärt er. Die einzige Änderung könnte unter Umständen in einer Anhebung von Preisen wegen extrem hoher Nachfrage liegen. Sein Tipp für alle, die über die Planung einer Sommerreise innerhalb von Deutschland oder nach Österreich nachdenken:
• Sie sollten auf jeden Fall jetzt buchen und mit dem Hotelier oder Veranstalter über die Stornobedingungen reden. Hier ist im Moment Flexibilität an der Tagesordnung, weil man von den Kunden keine fixe Zahlung zum jetzigen Zeitpunkt verlangen kann.
Social Distancing bei Golfreisen vergleichsweise einfach
Und dann? Selbst für den Herbst- und Winter wird sich bei den Zielen und Prioritäten wahrscheinlich eine Trendverschiebung ergeben. „Viele Golfer werden vorrangig kleine Hotels buchen. Generell sind Golfreisen aber eher ein Segment, das dem Trend nach einem Urlaub mit Social Distancing entgegenkommt, weil man ja sowieso maximal mit vier Personen auf der Runde ist.“ Auch deshalb, so Altinova, könnte die Golfreisebranche den nötigen Aufschwung im Herbst und Winter erleben. „Ich habe auf jeden Fall schon reichlich Hotel- und Flugkontingente eingekauft“, resümiert er erst einmal optimistisch. Nicht ohne hinzuzufügen, dass beim Thema „Reise“ eben sehr viele Punkte unwägbar sind.
Fest steht: Die Zeit des schnellen „ich bin dann mal weg“ ist erst einmal passé – da hilft keine Ungeduld weiter. Stattdessen dürfte die Vorfreude auf die erste Reise steigen – Reisen wird dann wieder weit mehr zum Genuß.