Rookies auf der LPGA Tour sind konfrontiert mit extremem Wettbewerb
2649 Dollar nicht viel, aber der Anfang ist gemacht. Esther Henseleit hat sich am Sonntag bei der ISPS Handa Women´s Australian Open auf der LPGA Tour ihr erstes Preisgeld der Saison erspielt. Ein geteilter 70. Rang, vier Runden mit 72, 72, 72 und 79 Schlägen, ein Gesamtergebnis von drei über Par, 17 Schläge hinter der Siegerin Inbee Park. Das Bedauerliche daran: In Runde vier fiel die Hamburgerin um 31 Plätze zurück. 22 Plätze davor, auf Position 48: Albane Valenzuela aus der Schweiz, die sich nach Runden von 74, 71 und 76 Schlägen mit einer 70 zum Finale ordentlich nach vorne kämpfte und sich damit auch in der Geldrangliste immerhin auf Rang 80 verbesserte.
Die beiden jungen Proetten teilen sich zum Saisonstart der LPGA Tour 2020 ein gemeinsames Schicksal. Sie sind hochdekorierte Amateurinnen, aber auf der größten Profitour der Welt nur Rookies, Anfängerinnen – und das ist ein mühseliges Geschäft. 19 Rookies gibt es in diesem Jahr, nur ein Teil von ihnen wird am Ende die Tourkarte behalten. Die Zahlen der vergangenen Jahre sprechen dabei Bände: 2019 sicherten sich elf von 27 Rookies die Spielberechtigung, 2018 nur sieben von 30, 2017 13 von 37.
Die Konkurrenz – vor allem aus Asien – ist riesig, das Niveau sehr hoch. Und: Dadurch dass die LPGA Tour bereits drei Turniere wegen des Coronavirus abgesagt hat, wird es für die Rookies immer schwerer in die Felder zu kommen. Henseleit ist nur auf Position 162 der Priority Liste geführt, Valenzuela immerhin auf Position 135. Zum Vergleich: Die Irin Leona Maguire, ebenfalls Rookie liegt auf Rang 100, kommt also deutlich früher in ein Feld als etwa Henseleit.
Spielen so oft und so gut es geht, lautet deshalb die Devise. Noch vor dem Sommer folgt das erste Re-Ranking, wer bis dahin besonders gut gespielt hat, bekommt eine bessere Position. Bei schlechter Leistung fällt man ab. Henseleit, das hat sie nach ihrem Wechsel ins Profijahr während der Saison 2019 bewiesen, kann Druck wegstecken. Seit Ende der Saison 2019 hat sie außerdem ihren Freund aus Hamburg als Caddie am Bag. Das sorgt für gute Stimmung. Coach Christian Lanfermann und Manager Christian Reimbold werden immer wieder mal bei den Turnieren vor Ort sein. Aber zuallererst einmal ist Henseleit selbst zuständig für das Gelingen ihrer Runden.
Wer glaubt, die Deutsche, die schon als Amateurin in Deutschland als außergewöhnlich galt, sei im Vergleich mit den anderen Neulingen auf der LPGA Tour, ein Star, täuscht. Die Schweizerin Valenzuela war zweimal Zweite bei der U.S. Women’s Amateur Championship, hat im hochdekorierten College-Team von Stanford gespielt und die Schweiz bei den letzten Olympischen Spielen vertreten.
Die Irin Leona Maguire gilt seit frühester Jugend als Kinderstar, führte 135 Wochen die Weltrangliste der Amateurinnen an und holte sich vergangene Woche ebenfalls in Australien fast ihren ersten Sieg. Die Irin liegt in der aktuellen Rangliste damit bereits auf einem komfortablen Platz unter den Top 25 und denkt eher ans Siegen denn an die Sicherung der Tourkarte.
Die härteste Konkurrenz der Damen trägt wie so oft asiatische Namen. Yealimi Noh, gerade einmal 18 und der jüngste Rookie auf der Tour, hat schon im vergangenen Jahr beinahe zwei LPGA Turniere gewonnen, nachdem sie überhaupt erst über die Montags-Qualifikation ins Feld kam. Am Sonntag in Australien wurde sie 55. In der Geldrangliste gehört auch sie schon zu den Top 40. Patty Tavatanakit aus Thailand qualifizierte sich als Zweite der Symetra Tour 2019 für die LPGA, obwohl sie nur bei weniger als der Hälfte der Turniere angetreten war.
Die Latte also hängt hoch, weit höher als auf der Ladies European Tour, die Henseleit 2019 gewann. Dieser Sieg aus dem Winter gibt Selbstvertrauen, eine Erfolgsgarantie ist er nicht. Was zählt ist das Eichhörnchen-Prinzip. Pünktchen und Dollars sammeln, Woche für Woche.