Zeit der Rekorde: Löst Tiger Woods Sam Snead ab?

Reden wir über magische Zahlen im Golf.

18 ist eine davon: Die Anzahl der Majors, die Jack Nicklaus gewonnen hat.
4 ist die Zweite: Die Anzahl der Majors, die man für einen Grand Slam in einem Jahr gewinnen muss. Niemand hat das geschafft, seitdem das Masters, die British Open, die US PGA Championship und die US Open als alleinige Majors zählen.
83 ist die Dritte: Gewinnt Tiger Woods diese Woche die Genesis Open, hat er mehr PGA Tour Titel gewonnen als jeder andere vor ihm. Bis dato liegt er mit 82 Titeln gemeinsam mit Sam Snead auf Rang 1 der Rangliste.

Als ich mein erstes Interview mit Sam Snead Ende der 90er Jahre bei der PGA Merchandise Show in Orlando führte, war er ein kleiner Mann mit einem Strohhut auf dem Kopf, unzähligen Falten im Gesicht und einer kaum bremsbaren Lust, Geschichten zu erzählen. Seine 82 Titel fallen in sechs Jahrzehnte, überdauerten zwei Weltkriege, beinhalten die erste 59er Runde bei einem offiziellen Turnier. Er wuchs im Hinterland von Virginia, hatte nie einen Golflehrer, einen brillanten Schwung und das Glück im Golfresort The Homestead einen Caddiejob zu bekommen, wo er sein unglaubliches Talent entwickelte. Eine Karriere nahm ihren Lauf.
„Slammin Sam“, der 2002 verstarb, fungierte 1996 beim US Masters zusammen mit Byron Nelson und Gene Sarazen als Honorary Starter, als Tiger Woods zum ersten Mal in Augusta National auftrat. Woods hatte seinen ersten PGA Tour Sieg – beim Las Vegas Invitational im gleichen Jahr – noch vor sich. Anders als Snead erspielte er die 82 Titel in nur etwas mehr als drei Jahrzehnten.

Die Genesis Open im Riviera Country Club, die diese Woche eines der besten Felder des ganzen Jahres präsentiert, bringt Woods zurück zum Start seiner Profikarriere. Hier spielte er 1992 als 16jähriger sein erstes PGA Tour Turnier. Dies ist der Platz, dessen Rätsel er nie lösen konnte. Der Riviera Country Club gehört zu den wenigen häufig genützten Anlagen auf der PGA Tour, auf denen Woods nie einen Sieg verbuchte. 0:12 lautet seine Bilanz hier.
Für Woods wäre es der perfekte Ort, seinen nächsten Rekord zu feiern. Für ihn selbst bedeuten schon die 82 Turniersiege vor allem eines: „Konstanz über ein eine ziemlich lange Zeit“. Und für die Konkurrenz? Einer derjenigen, die Woods Sexkrise, seine Gesundheitsprobleme, einen Teil seiner großen Siege miterlebt haben, ist der Weltranglistenerste Rory McIlroy: „Wenn man ein paar Majors gewonnen hat, kann man das Fuß eigentlich vom Gas geben und ein gutes Leben führen. Aber er hat weiter Vollgas gegeben und ist immer weiter gegangen. Das ist für mich eigentlich das Beeindruckendste.“
Sam Snead, dem es nie an Sprüchen und Kommentaren mangelte, würde Woods dieser Tage wohl folgenden Spruch auf seine Mission seinem Problemplatz Riviera mitgeben: „Zuviel Denken statt Handeln ist das Golf-Desaster Nummer 1.“