Im Land der Golfplatz-Träumer

An einem Tag wie diesem, der mit einer Tasse Kaffee vor einer Landkarte der USA mit blau und rot leuchtenden Bundesstaaten begonnen hat, muss man wohl eine positive amerikanische Geschichte erzählen. Ihr Hauptakteur ist ein Mann namens Mike Keiser, über den der amerikanische Kollege Ron Whitten einmal sagte, er sei der Golfplatz Entwickler, der Golf wieder „great“ gemacht habe. Die Golfwelt des Mike Keiser steht für Public Golf vom Feinsten in den USA, für die Suche nach dem Außergewöhnlichen und die Besessenheit einen Traum zu realisieren.

Der Mann, der mit der Grußkarten-Firma Recycled Paper Greeting ein Vermögen gemacht hatte, begann im Nirgendwo von Oregon und Wisconsin puristische Golfanlagen zu bauen. 2001 eröffnete er Bandon Dunes, 2002 wurden auf den Plätzen Pacific Dunes und Bandon Dunes bereits 78.000 Runden gespielt, später kamen Bandon Trails und Old Macdonald dazu – schließlich in diesem Jahr Sheep Ranch. Cabot im kanadischen Nova Scotia war seine Idee, außerdem Sand Valley in Wisconsin. Sieben dieser Plätze wurden Anfang dieser Woche unter die „Top 100 Courses in the U.S“ von golf.com gewählt.

Im Golfbusiness steht dieses Land eben immer noch für große Träume, für unbegrenzte Möglichkeiten. Mike Keiser begann seine Ideen zu entwickeln, weil er Gründungs-Mitglied in Sand Hills war. Sand Hills ist ein Ort für Golf-Minimalisten, der mitten in Nebraska (Bild oben)  liegt, am besten mit einem Privatflugzeug zu erreichen ist und ebenfalls zur Liste der Top 100 Plätze zählt. Es gibt dort keine goldenen Kronleuchter, wie man sie auf den Golf-Anlagen von Donald Trump findet, keine Wasserfälle und auch kein Sushi. Man kann in ein paar Cottages übernachten und Golf spielen. Bill Coore und Ben Crenshaw haben diesen Platz gebaut, genauso wie drei der Keiser-Plätze in Bandon Dunes und Sand Valley.

Diese Puristengemeinde der Golfplatzgründer hat mich immer fasziniert, seitdem ich 1998 selbst an einem dieser Orte landete. 18 Löcher mitten im Bundesstaat Georgia an einem See. Wieder ein Bill Coore und Ben Crenshaw-Platz, er hieß Cuscowilla (Bild unten). Die Bunker waren rot vom lehmigen Sand und die Grüns bucklig und schnell. Es gab keine zehn Häuser auf der Anlage, keinen Supermarkt in der Nähe und zur Not konnte man für eine Cola bei einer Tankstelle halten, die einer Wellblechhütte ähnelte und in Deutschland wohl nie existieren würde. Der Hauptinvestor der Anlage hatte eine Vision – einen klassischen Golfplatz im Nirgendwo von Georgia wollte er schaffen, irgendwo auf der Mitte der Interstate 20 zwischen Atlanta und dem Augusta National Club. Auch diese Vision hat funktioniert. Es ist noch immer ein magischer Ort – selbst wenn mir in den letzten vier Jahren auch hier Flightpartner begegnet sind, die diese „Make America great again-Kappe“ trugen.

Macht nichts. Ich übersehe sie einfach – und spiele Golf, irgendwo im Nirgendwo der USA. Auf einem der Plätze dieser Menschen, die Golf großartig werden lassen. Von denen hat Amerika eine Menge.