Die nächste Wasserkrise steht im Raum
Die Farbe rot auf der Klimagrafik sticht bedrohlich ins Auge: Auf Deutschlands Golfplätzen, so lassen die aktuellen Bilder des Dürremonitors des Hemholtz Zentrums für Umweltforschung erahnen, bleibt die Wasserversorgung ein Dauerthema. Denn: Noch immer haben sich zahlreiche Regionen Deutschlands nicht von der starken Dürre 2018 erholt.
Wasserversorgung bleibt ein kritisches Thema
Die Schönwetterphase, die Deutschlands Golfer derzeit auf die Plätze treibt, ist also zwar einerseits großartig, sollte aber nicht darüber hinwegtäuschen, dass auch im kommenden Sommer das Thema Wasser auf zahlreichen Anlagen für Dauer-Diskussionsstoff sorgen wird. Der Grund: Die Wasserversorgung – läuft sie denn nicht über eigene Brunnen oder Teiche – kann jederzeit von Behörden gedrosselt werden, wenn der Grundwasserspiegel zu stark absinkt. Die freizügige Besprengung von Fairways wird damit zum Unding: Hellbraune statt grüne Fairways werden zum Trend.
Im Golf- und Landclub Kronberg hat man reichlich Expertise zu dem Thema gesammelt. Dort verhängte die Stadt 2019 massive Bewässerungs-Einschränkungen, um einen Wassernotstand im Stadtgebiet zu vermeiden. Neben eigenem Wasser bezieht der Club normalerweise 400 Kubikmeter pro Tag städtisches Wasser. „In der Extremstufe der Einschränkung wurde die tägliche Ration auf 60 pro Tag gesenkt,“ lässt die Pressestelle der Stadt wissen.
Der Club musste handeln, Ideenreichtum war gefragt: „Wir haben das Gras auf den Grüns etwas länger stehen lassen“, erklärt Clubmanager Markus Erdmann und „wir haben massiv auf Handbewässerung umgestellt“. Kein Tröpfchen Wasser sollte vergeudet werden. Was Erdmann in dieser Zeit gelernt hat: Wassermangel auf Deutschlands Golfplätzen ist ein extrem individuelles Problem. Der Kronberger Club zum Beispiel hätte durchaus Interesse an der Verwendung von wiederaufbereitetem Wasser, das keine Trinkwasserqualität mehr hat. Auf einigen deutschen Anlagen wird dies verwendet. In Spanien oder trockenen Gebieten Amerikas ist dies Standard. Aber im Fall von Kronberg war eben der Anschluss an die Leitungen viel zu kompliziert.
Durchgehender Trend zu weniger Niederschlägen
Die zunehmende Wasserproblematik hat viele Geschäftsführer und Clubmanager auch zu Wasserexperten gemacht. Horst Schubert von der 36-Löcher-Anlage Golf- und Country Club Seddiner See gehört dazu. Brandenburg leidet seit zwei Jahren besonders stark unter wenig Niederschlägen. Die Verwendung von Wasser aus dem Seddiner See war dem Club im Sommer untersagt, Trockenschäden auf den Fairways aus dem extremen Dürre-Jahr 2018 beschäftigten die Greenkeeper 2019 noch lange.
Inzwischen, da ist sich Schubert sicher und teilt diese Ansicht mit Marc Biber vom Deutschen Golf Verband, ist das Thema allerdings in vielen Clubs vom Tisch. „Aus den Augen aus dem Sinn“, denn schließlich sieht der Oberboden deutschlandweit auf den ersten Blick schön satt und grün aus. Dass es um den Grundwasserspiegel darunter nicht allzu gut bestellt ist, erkennt man ja nicht auf den ersten Blick. Dabei sind die Daten nahezu aller Bundesländer zu diesem Thema aussagekräftig. Das hessische Landesamt für Naturschutz, Umwelt und Geologie zum Beispiel stellt nicht nur im Raum Frankfurt einen „signifikanten Trend“ bei der Abnahme der Niederschläge zwischen 1936 und 2019 fest.
Weniger Grün und gleiche Qualität
Was das für den Golfer und für den Clubmanager bedeutet: Deutschland wird sich an britische Verhältnisse gewöhnen müssen und dem tiefgrünen Fairway im amerikanischen Stil tschüs sagen müssen. Der Trend geht eindeutig zu einer Optik, wie wir sie seit Jahren von der British Open gewöhnt sind. Braune Fairways, grüne Abschläge und Grüns. In Großbritannien werden Fairways generell nur in absoluten Ausnahmefällen gewässert – auch wenn es nicht regnet. Trotzdem spielen sich die Plätze großartig – auch, weil es meist gelingt kahle Trockenstellen zu vermeiden. Von braunem Gras spielt sich der Ball kein bisschen anders. Für die Herren McIlroy & Co, durchaus verwöhnt, ist das kein Problem. Insofern sollten auch wir Allerweltsgolfer damit gut klar kommen.
Bild: UFZ-Dürremonitor/Helmholtz Zentrum für Umweltforschung