Mickelson greift ein – harte Zeiten für Langer
Sein Schicksal trägt einen Namen. Der lautet Tiger Woods. Seit mehr als zwei Jahrzehnten lebt Phil Mickelson mit dem Superstar an seiner Seite. Insofern passt auch diese Woche nur ins Bild. Phil Mickelson hat am Wochenende ein paar Rekorde geliefert – aber alle Welt redet über Tiger Woods, der diese Woche in Los Angeles bei der Zozo Championship eventuell seinen Titel verteidigt, eventuell seinen 83. Toursieg holt und damit eventuell an Sam Snead, der ebenfalls 82 PGA Tour Siege geholt hat, vorbeizieht. Das Ganze ist ziemlich unwahrscheinlich, aber weil uns die Vergangenheit gelehrt hat, dass in Verbindung mit dem Namen Woods aus Unvorstellbarem oftmals Realität wird, ist die Aufregung um Tiger Woods Turnierstart wieder einmal groß.
Derweil hat der Neu-Senior Mickelson mit seinen 50 Jahren am Sonntag mit seinem Sieg bei der Dominion Energy Charity Classic Fakten geschaffen.
+ Er ist erst der dritte Spieler auf der PGA Tour Champions, also der weltweit größten Seniorentour, der bei seinen ersten zwei Starts zwei Siege hinlegte
+ Nach sechs Runden Golf liegt sein Rundendurchschnitt bei 65.0. Der Durchschnitt auf der Tour liegt für 2020 im Moment knapp vier Schläge darüber bei 70.97.
+ Mickelson schlug den Drive bei seinen ersten zwei Starts im Schnitt 280 Meter weit und damit fast zehn Meter weiter als John Daly, der die Statistik bis dato anführt.
+ Mit 79,63 Prozent bei Greens in Regulation liegt er deutlich besser als Ernie Els, der derzeit mit 77,61 % führt.
Er könne, so spekulierte man beim amerikanischen Magazin Golf Digest jetzt endlich mal den Preis des G.O.A.T. abräumen, übersetzt: Greatest of all Times. Fest steht: Für die Seniorentour ist Mickelson, der im Sommer noch Zweiter bei einer World Golf Championship auf der regulären PGA Tour wurde, eine Art Superman, der mal kurz die Szene aufmischt. Hale Irwin mit seinen 45 Titeln auf der Champions Tour und auch Bernhard Langer mit seinen elf Majorsiegen dürfte das Siegen in Zukunft deutlich schwerer fallen, falls Mickelson beschließt, die Seniorentour ein wenig ernster zu nehmen.
Im Moment tingelt der dreifache Masters-Champion noch ein wenig hin und her. Die Auswahl ist groß, er ist ein Superstar, weshalb er beliebig abmischt zwischen der PGA und der Champions Tour. Und dann wäre da Augusta mit dem Masters vom 12. bis 15. November 2020. Es ist sein Lieblingsort, Schauplatz von allein drei Siegen. 2004 hat er hier gewonnen, 2006 und 2010. Er hat Schlagzeilen geschrieben mit seinen unkonventionellen Ansätzen auf diesem Platz, der wie gemacht ist für einen Magier wie ihn.
Irgendwann, so hat Bernhard Langer in der Vergangenheit oft gesagt, werde ein Senior kommen und endlich einen Majorsieg holen. Bis vor kurzem war es immer der Deutsche, dem man diese Leistung vor allem in Augusta zutraute. Die Zeiten haben sich gewandelt: Phil Mickelson ist jetzt erste Wahl. Geblieben ist allerdings die alte Konkurrenz: Während Mickelson in Augusta um den Rekord des ältesten Majorsiegers kämpft, wird Woods in Augusta weiter versuchen, an Jack Nicklaus Rekord der 18 Majorsiege zu arbeiten. Es ist Mickelsons Schicksal, dass alle Welt zuerst einmal über Woods reden wird – nicht über ihn.