Report hinterfragt CO2-Sünden beim Sportsponsoring

Dies ist irgendwie eine ziemlich politische Woche. Kanzlerkandidaten rauf und runter, das Thema Klimawandel – in den vergangenen Monaten weitgehend vom Bildschirm verschwunden – poppt mit Frau Baerbock wieder auf. Und beim Sport übrigens auch: Sportmäzen Dietmar Hopp hat anlässlich des morgigen Earth Days gefordert, die Bundesliga müsse an ihrer CO2-Neutralität arbeiten.

Report zum Sport-Sponsoring und Klimawandel
Dazu passt eine interessante Untersuchung der britischen Non-Profit-Organisationen „We are possible“ und „Rapid Transition Alliance“ unter dem Titel „Sweat not Oil“, die vom „New Weather Institute“ veröffentlicht wurde und sich um die Frage des Sport-Sponsoring im Zusammenhang mit dem Klimawandel kümmert. Gestellt wird die – für manche Ohren womöglich sehr provokante Frage – wie lange sich der Sport noch Unternehmen als Hauptsponsoren leisten möchte, die als CO2-Sünder gelten.
Mitgeliefert wird an dieser Stelle auch eine genaue Auflistung der Sportarten und der jeweils am stärksten involvierten Firmen, die für einen besonders hohen CO2-Ausstoß verantwortlich sind, darunter zahlreiche Energie- und Autounternehmen sowie Fluglinien.

Im Golfsport führt der Report die Autounternehmen BMW und Lexus, die Airline Emirates sowie das Chemieunternehmen Dow und den Getränke- und Nahrungsmittelhersteller Pepsico als größte Sponsoren mit einem negativen CO2-Hintergrund auf. Unklar ist allerdings, von welchen Profi-Touren die Studie die Daten einsammelt, nachdem zum Beispiel der Logistiker FedEX, der erst vor kurzem begonnen hat am Thema Klimaneutralität zu arbeiten, als einer der größten Sponsoren der PGA Tour nicht gelistet ist.

Gazprom bei Schalke als Negativbeispiel
Im Vergleich mit anderen Sportarten kommt der Golfsport bei der Studie ohnehin noch glimpflich davon. Als am stärksten betroffen wird der Fußball identifiziert, bei dem 57 Sponsoren-Verträge mit CO2-Sündern aufgelistet werden. Mit am stärksten fallen dabei die Verträge von Gazprom, einem der weltgrößten Gasproduzenten, mit Schalke 04 und der FIFA ins Gewicht.

Interessant ist ausgehend von dieser Feststellung aber vor allem eine Fragestellung, welche die Autoren rund um Andrew Simms, Co-Direktor des britischen New Weather Institutes, in den Raum stellen: Werden CO2-Sünder als Sport-Sponsoren in Zukunft genauso wenig toleriert wie die Tabakindustrie?

„Der Sport war in der Vergangenheit stark vom Tabaksponsoring abhängig, bis die Bedeutung der öffentlichen Gesundheit die Eigeninteressen überwand und diese Praxis weitgehend beendete. Im Jahr 1990 wurden allein in den Vereinigten Staaten mehr als 20 verschiedene im Fernsehen übertragene Sportarten von Zigarettenmarken gesponsert, und ein einziger Tabakkonzern, RJ Reynolds, gab 1994 zu, in einem Jahr 2736 verschiedene Sportereignisse zu sponsern“ – so der Report. Golf war dabei immer Teil des Geschäfts, in Europa zum Beispiel fand die Benson & Hedges International Open seit 1976 statt, bevor sie 2003 zu Ende ging. Inzwischen sind Zigarettennamen bei Golfturnieren tabu.

Die Frage, ob die Thematik Klimawandel das Sportsponsoring-Geschehen ähnlich beeinflussen könnte, ist interessant. Die Antwort darauf ist derzeit offen. Die Wortmeldungen zu dem Thema allerdings nehmen zu.

Foto: Ana Inspiration/Gabe Roux