The Open: Der einzige Deutsche – Matthias Schmid

Es ist Sonntag nachmittag. Er packt aus, die Team-EM in Schweden ist gerade vorbei. Dann packt er wieder ein, die British Open, offiziell The Open,  im nordirischen Royal Portrush beginnt am Donnerstag mit der ersten Runde. Matthias Schmid, der für den bayerischen GC Herzogenaurauch spielt, reist am Montag an.

Die Situation ist aus deutscher Sicht bizarr. Kein Kaymer, kein Langer, kein Siem, kein Kieffer – kein einziger deutscher Profi hat sich für Europas einziges Major-Turnier qualifiziert. Die deutsche Vertretung übernimmt in diesem Jahr Matthias Schmid, 21 Jahre alt, Amateur und amtierender Europameister.

„Noch bin ich nicht nervös“, sagt der College-Student am Sonntag. „Aber das wird sich am Donnerstag am ersten Tee ändern.“ Es ist Neuland, das er betritt – in vielerlei Hinsicht. Er hat noch nie ein Major-Turnier gespielt, er war noch nie in Royal Portrush, er wird Tiger Woods zum ersten Mal in seinem Leben live sehen. Es ist ein erster Blick auf die ganz große Bühne des Golfsports, die der College-Student aus Louisville da wirft. „Die Silver Medal für den besten Amateur zu holen, ist schon ein Ziel“, sagt der junge Mann. Er hört sich weder super-euphorisch noch super-nervös an. Er hat sich das rechte Außenband bei der Europameisterschaft in Schweden überdehnt und muss erst einmal sehen, wie sich das auf den ersten Proberunden in Nordirland anfühlen wird.

Seine Entourage bei seinem großen Auftritt ist klein. Bundestrainer Ulli Eckhardt reist mit ihm, sein Bruder Josef ist dabei und Vater Roland, der den Caddie-Job übernehmen wird, kommt am Dienstag. Dann ist das deutsche Team in Portrush perfekt. In einem kleinen Haus gleich neben dem Platz sind sie untergekommen, Matthias wird Zeit haben schnell hinüberzulaufen auf die Anlage. „Ein paar Löcher von der Proberunde von Tiger Woods will ich auf jeden Fall sehen“, sagt der Deutsche. Er kennt den Superstar doch nicht – als der Amerikaner 2000 die British Open in St. Andrews gewann, war er ein Baby. „Mein Vater war immer ein unglaublicher Woods-Fan, ich habe mir dann alles auf Youtube angesehen“, erklärt Schmid. Das Phänomen Woods ist nächste Woche zum Greifen nah  – aber Schmid will sich nicht ablenken lassen von seinem eigenen Spiel.

Er wird Linksgolf spielen müssen, Linksgolf der pursten Form, weil sich Royal Portrush direkt am Meer erstreckt. Es ist ein harter Platz, voll buckliger Grüns, tiefer Pottbunker, langer Fairways, die sich bergauf, bergab entlang der Küste ziehen. Vielleicht wird es stürmisch, extrem nass, kalt – wer weiss. Linksgolf ist ein Spiel der Ungewissheiten, das macht es so aufregend. Seine Erfahrungswerte sind begrenzt. „Bisher war ich beim Linksgolf nie so gut, aber in diesem Jahr bei der British Amateur habe ich es immerhin schon bis ins Viertelfinale geschafft“, meint er zögerlich. Er hat sich ein paar Videos vom Platz angesehen. Rory McIlroy hat als 16jähriger in Portrush eine 61er Runde gespielt – das weiß er.

Und er kennt seine Stärken: „Ich kann sehr viele Birdies spielen, in Amerika war ich in diesem Jahr der Spieler mit den drittmeisten Birdies.“ Sein Drive ist solide und meist in der Bahn, seine Wedge-Schläge sind erstklassig. Darauf will er bauen. Diese Woche wird ein Abenteuer, wahrscheinlich das größte Abenteuer seiner Golfkarriere. Für Deutschlands Golfszene wird es eine Premiere: Dass wir nur einen einzigen Spieler bei der British Open vor Ort hatten, kam vor. Dass derjenige ein Amateur war und amtierender Europameister ist neu. Spannend. Für Matthias Schmid und für uns.