Dämpfer für Augusta National und Trump
Der Absturz kam überraschend und unerwartet: In der alljährlichen Rangliste der „Top 100 Courses in the World“, herausgegeben von Golf, einem Zusammenschluss des früheren amerikanischen Golf Magazine und der Website golf.com, wird der Exklusiv-Club nur noch an Position neun geführt, was einer kleinen Sensation gleicht. Noch nie wurde der Schauplatz des US Masters so niedrig gelistet. Noch im Vorjahr lag der Schauplatz des US Masters an Position 5. Für viele Golfer ist Augusta National wie es alljährlich mit seinen perfekten Grüns über die Fernsehbildschirme flimmert, der perfekte Golfplatz schlechthin.
Es geht aber offenbar besser: Kurse wie Shinnecock Hills, Cypress Point oder Pine Valley in den USA werden ebenso vor Augusta National geführt wie die europäischen Plätze Royal County Down, Royal Dornoch oder der Old Course von St. Andrews.
Klassisch, ehrlich und ungekünstelt ist die Devise: Ein Blick auf die Top Ten der Welt zeigt, dass der Trend zum Festhalten am klassischen Design untermauert wird, der in der Golfplatzarchitektur seit Jahren dominiert. Augusta National, so die Kritik der insgesamt 80 Personen aus dem Platzbewertungsteam, ändere zu viel am ursprünglichen Design von Bobby Jones und Alister MacKenzie. „Die Vision, die Bobby Jones und Alister MacKenzie bei der Gründung hatten, zählt noch immer, unter den Juroren kommt so allmählich das Gefühl auf, dass sich der Club davon zu weit entfernt“, stellt man bei golf.com fest.
Eine Zwickmühle, in der die Verantwortlichen von Augusta National stecken. Dort nämlich bemüht man sich seit dem Rekordsieg von Tiger Woods aus dem Jahr 1997 alljährlich, die Schwierigkeiten des Platzes zu erhöhen, so dass keine weiteren Rekordergebnisse möglich sind. 2019 wurde das fünfte Loch um 40 yards verlängert. Insgesamt spielte sich der Platz mit 7475 yards 550 yards länger als 1997. Tatsächlich ist es aber weniger die Verlängerung des Platzes, die von Experten bemängelt wird, sondern die deutliche Verengung der Spielbahnen, die auch Altmeister Jack Nicklaus schon monierte: Kern der Kritik: Durch zunehmend mehr Bäume, wird nur noch der Schlag Mitte Bahn zur Option. Dadurch entfällt ein wesentlicher Grundgedanke von Augusta National: Die Auswahl zwischen mehreren Schlagvarianten ins Grün, die den Spieler zum Denken bringt.
„Eine einfache Möglichkeit, einen Platz zu beurteilen, besteht in seiner Qualität von Hindernissen und Grüns. Pine Valley ist in beidem herausragend, es hat die phantastischsten Hindernisse und brilliantesten Grün-Komplexe in der Welt des Golfs.“
Dass es auch anders geht, beweist der Ausrichter von The Open, der schottische R&A, der am Design des Old Course von St. Andrews kaum etwas verändert. Allerdings führt dies vor jeder Open im Home of Golf zu der bangen Diskussion, ob der Platz nun zu einfach und der Schlaggewalt der Spieler noch gewachsen sei. Fest steht: Der Old Course wird an Position 3 der Top 100 gelistet, hinter Pine Valley und Cypress Point – ebenfalls bekannt als Klassiker. Pine Valley, 1918 von George Crump und Harry Colt angelegt, ist seit Jahrzehnten an einer der Top-Positionen zu finden.
Schwer erwischt hat es in der Rangliste der Besten der Besten noch einen anderen Platz: Donald Trumps „Trump Aberdeen“ an der Küste Schottlands belegt nur noch Rang 100 und fällt um 54 Plätze ab – obwohl an dem Kurs überhaupt nichts geändert wurde. Die Vermutung, dass hier womöglich bei dem einen oder anderen der Jurymitglieder ein wenig mangelnde Sympathie gegenüber dem US-Präsidenten mitgespielt hat – wenn auch vielleicht unbewusst – drängt sich auf. Trump, Besitzer von 19 Golfanlagen weltweit, schaffte es allerdings mit dem Ailsa-Kurs von Turnberry wieder unter die Top 100 (Rang 17).
Wer einen deutschen Kurs unter den Top 100 sucht, wird nicht fündig. In die Liste der Weltbesten schaffte es keine Anlage. Und um ehrlich zu sein: Nachdem selbst Valderrama 2019 nicht mehr zum elitären Kreis der Top 100 zählt, ist das durchaus gerechtfertigt. Wer einen Ausflug zum besten Platz Kontinentaleuropas machen will, dem sei Paris empfohlen. Die 18 Löcher von Morfontaine gelten seit Jahren als herausragend. Allerdings ist der Zugang zu dem höchst-exklusiven Platz nicht viel einfacher als in Augusta National.