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Petra Himmel
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Deutschland spielt wieder Golf – das Thema Sport ist der Verlierer

 „Wenn alles vorbei ist, müssen wir sofort startklar sein“ – Philip Stangassinger, der Sportkoordinator des Münchener GC, war nicht der einzige Golfpro der deutschen Golfszene, der während des Lockdowns versuchte, das Beste aus der Krise zu machen. Video-Training, Fitnesseinheiten per Zoom – alles mit dem Ziel, die sportlichen Spieler des Clubs bei der Stange und in Form zu halten.Der Lockdown ist zu Ende, Mannschafts-, Jugend- und Nachwuchsspieler sind wieder auf dem Platz und bei manchen Vereinen wie dem MGC bietet man wieder Mannschaftstraining an– die Sache ist nur: Sport findet nicht statt.
Am 15. Mai wurde die Deutsche Golf Liga für 2020 endgültig abgesagt. Begründung: Eine sportliche faire Durchführung des 3. Ligaspieltags im Juni ohne Wettbewerbsverzerrungen sei an insgesamt 92 Austragungsorten nicht gewährleistet. Mit der Absage des 3. Spieltags kippte die komplette Durchführung der DGL. Dies hatte der DGV schon zu Beginn der Krise in seinem Corona-Konzept klargemacht. Tatsächlich also entspricht die Absage, die auch vergangene Woche im Sportrat diskutiert wurde, dem Konzept.
Trotzdem regt sich der Unmut an der Basis. Tatsache nämlich ist: Nachdem einige Landesverbände auch ihre Wettspiele auf Landesebene schon vor Wochen zum Teil bis Ende August oder komplett gestrichen haben, suchen sportlich ausgerichtete Golfer in ganz Deutschland jetzt händeringend nach Turniermöglichkeiten. Das einte sie bisher, so könnte man argumentieren, mit Golfern auf der ganzen Welt. Allerdings läuft der Sportbetrieb jetzt weltweit allmählich wieder an.

Eine kleine Zielgruppe, die man nicht verlieren darf

Vor allem aber ist die Zielgruppe der jüngeren Golfer, aus der sich die Teilnehmer der Deutschen Golf Liga und nationalen Amateurturniere fast ausschließlich rekrutieren, ohnehin sehr klein und gilt als Segment, um das man sich in der überalterten Sportart Golf dringend kümmern muss.  Schließlich machen Kinder und Jugendliche zwischen sieben und 18 Jahren nur rund sechs Prozent der Mitglieder aus, das Segment der 19 bis 35jährigen knappe zehn Prozent. Hier aber versammeln sich jene Golfer, die weder das Konzept „Golf und Natur“ anspricht, noch „Golf und Gesundheit“ oder die entspannte Runde zu zweit, die jetzt nach der Öffnung der Golfanlagen in vielen Clubs propagiert wird. Diese Altersgruppe sucht häufig den Wettbewerb, den Vergleich – eben einfach den Sport.
Ein Anruf beim Vorsitzenden des Sportrates Yasin Turhal und bei Marcus Neumann, Sportdirektor des Deutschen Golf Verbandes, macht klar: So richtig wohl ist scheinbar keinem in der aktuellen Situation. Eigentlich sind alle pro Sport – die Entscheidungen zumindest auf Bundesebene fielen trotzdem dagegen aus. „Die Landesgolfverbände vertreten im Sportrat die Interessen des Golfsports auf Bundesebene“, erklärt Turhal. Man sei sich nicht einig gewesen bei der Absage – aber die Mehrheit unterstützte die Entscheidung des DGV-Vorstandes und des DGV-Präsidiums für die Absage. Die Frage, ob man hier nicht zu schnell eine komfortable und einfache Lösung gesucht habe, will niemand kommentieren. Turhal, der außerdem Geschäftsführer des Bundesliga-Clubs GC Berlin-Wannsee ist, weiß aber auch: „Die Gefahr besteht, dass wir da den einen oder anderen jüngeren Golfer verlieren. Wir müssen die Leute jetzt in den Clubs bei der Stange halten.“

Sportler brauchen Perspektiven und Spielmöglichkeiten

Erfahrene Pros und Manager an der Basis werden deutlicher: „Die Leute fragen sich ja, wieso sie dastehen und die ganze Zeit Bälle schlagen. Das Ziel fehlt“, erklärt Peter Wolfenstetter vom GC Olching, im vergangenen Jahr Deutscher Meister mit dem Team des Stuttgarter GC Solitude. Er weist ebenso wie sein Kollege Danny Wilde vom GC Valley darauf hin, dass ja obendrein zahlreiche Einzelmeisterschaften frühzeitig storniert wurden. „Da wurde viel zu früh abgesagt“, resümiert Wilde, der auch Spielerinnen des Junior Golf Teams Germany betreut. „Hier fehlen jetzt die Perspektiven.“ Achim Lehnstaedt, Manager des Traditionsclubs Golf- und Land-Club Köln  untermauert das: „Wir müssen den Spielern doch ein sportliches Angebot machen.“
Wäre eine andere Lösung tatsächlich möglich gewesen –  trotz der Tatsache, dass die deutsche Golflandschaft ebenso wie die klassische Politik auf einem föderalen System basiert, bei dem es in der Krise zu zahlreichen unkoordinierten Einzelmaßnahmen von Landesverbänden kam? Sind in der schwer übersehbaren Corona-Krise nicht flexible, vielleicht auch kurzfristige Maßnahmen gefragt?

Tennis beweist: Flexibilität ermöglicht Lösungen

Ein Blick auf den Tennissport zeigt: Man kann den Sportlern ein Angebot machen. Der Deutsche Tennis Bund startet ab dem 8. Juni mit der DTB German Men’s Series für die besten Herren und Nachwuchsspieler des Landes, die besten Frauen spielen eine Woche später. Für Clubs wird ab der Regionalliga abwärts ein freiwilliger Spielbetrieb ohne Auf- und Abstieg angeboten. Doppel wurden gestrichen. Clubs, denen der Aufwand zu groß ist, nehmen keinen Schaden. Vereine, die ihre Spieler antreten lassen wollen, kommen zum Zuge. Natürlich werden alle Veranstaltungen mit den Behörden der Länder abgeklärt. „Wir sind hier ständig in der Abstimmung mit dem Innenministerium und hoffen, das wir die Zusage bekommen“, erklärt Achim Fessler, Pressereferent des Bayerischen Tennis Verbandes, der auch zugibt, dass „der Versuch hier etwas auf zu Beine zu stellen, für die Mitarbeiter in den letzten Wochen sehr viel Arbeit bedeutet hat, damit wir den Mannschaften und Spielern eine Möglichkeit zum Wettkampf zu geben.“
Bei den Tennisspielern, so wird klar, war der Druck von Seiten der Vereine hoch. „Man hat uns zu verstehen gegeben, dass wir etwas organisieren müssen“, erklärt Fessler. Auf Golferseite waren sich die Clubs offenbar weniger einig. „Uns haben viele Clubs geschrieben, dass sie das organisatorisch und finanziell nicht stemmen“, resümiert Marcus Neumann.

Ekkehart Schieffer, Präsident des Landesgolfverbandes Nordrhein-Westfalen, der bei zirka 175 Golfnalgen mit knapp 1500 Mannschaften die meisten Teams in Deutschland stellt, kann das bestätigen. „Wir haben eine Umfrage unter allen Clubs gestartet und mehrere Fragen zum NRW-Ligasystem gestellt. Leider war das Ergebnis so, dass sich zwei Drittel der Clubs gegen die diesjährige Austragung der Mannschaftswettspiele ausgesprochen haben.“ Daran, so Schieffer, halte sich der Verband nach einer Präsidiumssitzung gestern abend , „auch wenn ich mir persönlich von unseren Vereinen gewünscht hätte, dass sie zumindest drei Spieltage wahrnehmen.“

Spricht man das Thema in den Clubs an, hört man auch dort von Golfmanagern hinter vorgehaltener Hand: Viele Clubs nützen jetzt die Möglichkeit, um den Sportetat einzudampfen. Jugendtraining und Mannschaftstraining werden gestrichen oder reduziert. Eine Fehlentscheidung, wie Marcus Neumann warnt:  „Wer jetzt nicht an die Zukunft denkt ,wird das später spüren.“ Gefragt sind Engagement, Einfallsreichtum und Motivation: Jugendtraining sei durchaus möglich, erklärt Neumann. Im Gegenteil: „Golf ist eine der Sportarten, die jetzt ausgeführt werden kann, damit sollte man neue Golfer anlocken.“

Erste lokale Turnierserien in der Planung

Im Bereich der Top-Amateure sind die ersten Privat-Initiativen schon gestartet. Achim Lehnstaedt hat in Nordrhein-Westfalen eine Privat-Liga einiger Clubs initiiert, die sich zu Mannschaftswettspielen treffen wollen. „Hauptsache wir spielen“, stellt er fest. Im Raum München kursieren ebenfalls bereits die ersten Terminabsprachen zwischen den sportlich ausgerichteten Vereinen. „Es geht erst einmal darum, dass die Leute auf den Platz kommen“, erklärt Wilde. Auf Elternansammlungen, Caddies oder Aufenthaltsräume im Clubhaus könne man ja auch erst einmal verzichten. Wolfenstetter hat in Olching schon ein Matchplay-Turnierformat für Mannschaftsspieler angesetzt.
Mit Kreativität und dem Willen zur Flexibilität sollten also sowohl auf Bundes-, Länder und Clubebene  Turniere und Wettspiele möglich sein, solange sich die Corona-Lage weiter positiv entwickelt. Das kann kurzfristiges Reagieren erfordern, vielleicht auch das Zurückrudern bei der einen oder anderen Entscheidung oder eine Neubewertung der Situation. Alle Beteiligten, das zeigt das Beispiel der Tennisspieler, müssen dabei bereit zu Kompromissen sein.

Aber Sport ist möglich.

Foto: Tristan Jones/Ladies European Tour

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