Problemkind Golfprojekt – was entscheidet über den Erfolg?

Lage, Lage, Lage – so heißt es auch im Golfmarkt immer wieder, sei der erste Weg zum Erfolg. Wie, so lautet derzeit die bange Frage hinter so manchem Golf-Counter, wird es weitergehen mit Golf-Anlagen, denen dieses Gütesiegel fehlt.

Lage allein, so die die Lehre eines aktuellen Beispiels, macht andere Vermarktungsfehler oder eine falsche Grundkonzeption nicht wett. Das Golfprojekt Feddinch Mains, so könnte man meinen, sei mit der richtigen Lage gesegnet. Der Private Member Course, der ursprünglich zum ersten Mal 2004 publik gemacht wurde, liegt am Rande von St. Andrews, der Old Course ist nicht weit entfernt. Die Investitionen lagen bei 25 Millionen Pfund, der Amerikaner Tom Weiskopf wurde als Architekt verpflichtet, 41 Apartments und Restaurant waren mit eingeplant. Zielgruppe: Vermögende Amerikaner und internationale Gäste, die ohnehin Jahr für Jahr St. Andrews besuchen, um von hier aus die berühmten Linksplätze Schottlands zu spielen.

Jetzt steht Feddinch Mains mit knapp 100 Hektar Land zum Verkauf – mit einem halb fertig gebauten Platz, noch ohne Clubhaus.  Der Immobilienmakler preist das Projekt seit April als großartiges mögliches Golf-Projekt oder einfach als Bauland für andere kommerzielle Zwecke an.

Die Lehre, welche die amerikanischen Investoren schon sehr früh ziehen mussten, war die: Ein Golfplatz in St. Andrews ist nicht exklusiv zu vermarkten, wenn es kein Linkskurs ist. Ein solches Produkt  ist nahezu unverkäuflich, wenn obendrein der Meerblick fehlt. Nicht dass es keine normalen Parklandplätze ohne Blick auf die See rund um St. Andrews gäbe – es gibt sie reichlich, aber sie sind allesamt vergleichsweise preisgünstig. Ein Amerikaner reist nach St. Andrews, um Linkskurs und Meer zu spüren – und ein Schotte sieht generell keine Veranlassung für einen Club mehr als 1500 Pfund im Jahr auszugeben, weil ja selbst Mitgliedschaften in British Open-Clubs teilweise billiger sind.

Was dieses Thema mit uns in Deutschland zu tun hat: Ganz einfach, es zeigt, dass das Produkt Golf international nur eine Chance hat, wenn die richtige Idee auf den richtigen Ort und die richtige Umsetzung trifft. In der aktuellen Studie „Golfmarkt 2020“, welche die Sommerfeld AG in Zusammenarbeit mit dem IST Studieninstitut und Dr. Falk Billion erstellte und vor kurzem veröffentlichte, findet sich auf  das erschreckende Ergebnis, dass die Jahresabschlüsse von 194  gewerblichen deutschen Anlagen für das Jahr 2018 negativ ausfielen. Anfang April hatten 333  gewerbliche deutsche Golfanlagen ihre Ergebnisse veröffentlicht. Insgesamt 385 Träger und Betreibergesellschaften müssen ihre Ergebnisse publizieren, wozu Golfclubs mit vereinseigenen Golfanlagen, die klassischen e.V.s nicht verpflichtet sind.

Insofern ist der Blick auf die 194  Anlagen mit Negativ-Abschluss natürlich nur ein Ausschnitt, weil man von dem Großteil der insgesamt 722 Golf-Anlagen die Ergebnisse nicht kennt. Von jenen, die ihre Bilanz 2018 veröffentlicht haben, kamen demnach aber 58,3 % auf negative Zahlen – mehr als die Hälfte. Hochrechnen möchte man diese Zahl auf alle Golfanlagen lieber nicht.

Diese Zahlen stammen aus der Phase vor Corona. Was passiert, wenn Golfer sich Mitgliedschaften nun nicht mehr leisten können oder wollen? Wie genau sind die Anlagen dann für den Wettbewerb aufgestellt? Auch hier ist die Bilanz der Studie nicht erfreulich: „Ältere Golfanlagen in Deutschland haben, teilweise erheblichen, Erneuerungs-Bedarf“, heißt es gleich zu Beginn der Studie. „Renovations-Erfordernisse von Grüns, Abschlägen, Fairways und Bunkern“ werden ebenso aufgeführt wie veraltete Beregnungsanlagen und überholte Strategie, Positionierung und Geschäftsmodelle.

Golfanlagen, so die Erkenntnis nach Durchsicht der insgesamt 76 Seiten, sind hartes Business. Weit weg von der Vorstellung so manches Idealisten, sich mit dem eigenen Golfclub eine Verlängerung des privaten Wohnzimmers schaffen zu können. Wer Erfolg will, braucht die richtige Idee, den richtigen Ort und die richtige Umsetzung. Selbst der Old Course in der Nachbarschaft und die Ortskennung St. Andrews helfen nicht – und prominenter geht es im weltweiten Golf eigentlich nicht.

P.S: Falls Sie tiefer in das Thema Wirtschaftlichkeit von Golfanlagen einsteigen wollen – hier ist der Link zur Studie.