Ein Sieg in Augusta – ein Riesenschritt gegen Rassismus
Er hat politisch Stellung bezogen – was Tiger Woods höchst selten tut. „Ich hoffe, dass wir durch konstruktive und ehrliche Gespräche eine sichere und vereinigte Gesellschaft aufbauen können“ kommentierte er auf Twitter die Rassismus-Proteste in den USA. Das Thema betrifft ihn, weil er weiß: Auch der Golfsport hat sich lange sehr schwer getan mit der Integration von Afro-Amerikanern. Die Bestimmung „Caucasian Only“ verbot ihnen zum Beispiel bis 1961 die Teilnahme an Turnieren der PGA.
Tiger Woods selbst war 1997 deshalb eine der Hauptpersonen in einer der vielleicht schönsten Geschichten, die es zum Masters in Augusta gibt. Als der 21jährige Woods vor der Finalrunde das Turnier mit neun Schlägen Vorsprung anführte, konnte man am Sonntag Mittag Lee Elder unter den Zuschauern treffen. Er war ganz früh morgens in Florida aufgebrochen, um den Sieg des jungen Mannes zu verfolgen. Als Woods zum ersten Tee lief, um seinen ersten Schlag zu machen, liefen ihm Tränen über das Gesicht. Der Grund: Lee Elder selbst hatte 1975 als erster Afro-Amerikaner einen Startplatz beim Masters als Sieger der Monsanto Open erhalten. Zig Morddrohungen waren die Konsequenz. Dass Tiger Woods nun die Chance hatte, als erster Farbiger das Turnier zu gewinnen und die Welt des Golfsports obendrein revolutionierte, war für Elder einer der bewegendsten Momente seiner Golf-Karriere.
Er war nicht der einzige Afro-Amerikaner, der diesen Finaltag im Augusta National Golf Club besonders genoss. Keine 50 Meter vom ersten Abschlag entfernt, oben auf dem Balkon des Restaurants im ersten Stock des Clubhauses, war kein Stehplatz mehr frei. Die Bediensteten des Augusta National Golf Club, fast alles Farbige, hatten sich dort einen Platz gesichert – um zuzusehen, wie Tiger Woods Geschichte schreiben würde. Mit Woods Erfolgen haben sich in den vergangenen zwei Jahrzehnten eben viele kleine Details in Amerikas Golfszene geändert. Auch im Restaurant von Augusta National: Heute wird man dort auch von Weißen bedient. Vor 25 Jahren war das unvorstellbar.