Langer nützt den Restart – zwei Wochen mit McIlroy & Co

Er steht ganz unten auf der Startliste, dort wohin niemand wirklich blickt: Bernhard Langer, Donnerstag um 8.29 Uhr am Abschlag zehn. Ein klassischer Flight für Profis aus der zweiten Reihe. Der Deutsche übernimmt dort am Donnerstag aber die Promi-Funktion. Im Flight mit den Amerikanern Chesson Hadley und Jason Kokrak, ist er nur gelandet, weil die Champions Tour der Senioren erst ab Ende Juli wieder spielt. Bernhard Langer nützt die Chance und tritt bei der Charles Schwab Challenge im Colonial Country Club in Forth Worth auf der regulären PGA Tour an. Ein 62jähriger umgeben von ziemlich vielen Youngsters. Er ist der Älteste im Feld der 148, die nach einer 91tägigen Pause den Start des professionellen Golfsports der Herren wagen.

Die Weltspitze ist komplett versammelt
Dann also los, der Sprung ins kalte Wasser.  Langer sucht die Wettkampfpraxis und bekommt das beste Feld serviert, das es in der Geschichte dieses Turniers je gab .Rory McIlroy, Brooks Koepka, Jon Rahm, Justin Thomas und Dustin Johnson – die Top 5 der Weltrangliste sind am Start, 15 aus den Top 20. 101 der Spieler im Feld haben mindestens einmal auf der PGA Tour gewonnen.

PGA Tour bringt die Bubble-Methode
Zu Beginn der Woche haben sie den Corona-Test im neuen Zelt vor dem Clubhaus-Eingang mitgemacht, seitdem erleben sie die PGA Tour von einer völlig neuen Seite: Die Anzahl der Journalisten vor Ort ist auf ein Minimum geschrumpft, Videokonferenzen lösen die klassischen Pressemeetings ab. Zuschauer gibt es nicht, und auch Marshalls und Hilfspersonal sind kaum vertreten. Selbst die Riesentrucks der Equipment-Hersteller sind nicht zugelassen. Wer seine Griffe oder einen Schaft ändern lassen will, muss das in einer Art Zwischenzone tun.
„Bubble“ nennt die PGA Tour die Konstruktion des Corona-Spielbetriebs. Fünf Wochen dauert sie mindestens an. So lange zieht die Tour zuschauerfrei durch Amerika. Die Spieler sitzen in speziellen Hotels, reisen in besonderen Flugzeugen. Sie testen, testen, testen. Ein paar der Jungs haben sich schon selbständig gemacht. Fowler, Spieth, Thomas & Co haben sich für eine Privatlösung mit gemieteten Häusern und einem Koch entschieden. Eine Jungs-WG auf Reisen, wahrscheinlich schwappen sentimentale Gefühle hoch. Früher, bevor sie verheiratet waren, fuhren sie immer gemeinsam zum Springbreak in die Karibik.

Ein Vorstoß für mehr Entertainment
Diesmal aber ist die Sache ernst. Es geht zum ersten Mal wieder um einen Titel, um Weltranglistenpunkte, um Schwunggefühle, Zielvorstellungen, um den Sieg. „Das wird alles etwas komisch“, hat der Spanier Jon Rahm gesagt, als er die erste Proberunde ohne Fans hinter sich hatte. Auch deshalb, weil die PGA Tour sich noch ein paar Details fürs TV Publikum einfallen ließ. Ab sofort sind die Spieler zum Teil auch mit Mikrofon verkabelt, so dass man ihre Gespräche verfolgen kann. Es gibt einen neuen Interview-Spot, der mitten auf der Runde liegt. „Wir sind eben Entertainer“, hat Jon Rahm auch noch gesagt. „Hoffentlich legen wir eine gute Show hin.“

Langer spielt auch nächste Woche in Hilton Head
Bernhard Langer wird den Rummel um McIlroy & Co von der Seite betrachten. Für ihn ist das Turnier eine perfekte Messlatte für die eigene Form. Der Platz von Colonial ist nicht sonderlich lang, ein Fall für Shotmaker, zu denen sich der Deutsche zählt. Es geht um Strategie, um gute Eisen, den richtigen Plan. Nächste Woche tritt er noch einmal auf der PGA Tour an. Ziel ist die RBC Heritage auf dem Golfplatz von Harbour Town von Hilton Head Island. Als Ex-Sieger ist er wieder startberechtigt. Der Pete Dye-Platz ist ohnehin wieder einer für Eisenspieler mit viel Verstand und einem Plan für die Runde. Insofern passt auch das.
Nein, er wolle – einmal abgesehen von der Masters – nicht mehr bei den regulären Turnieren mitspielen, hat Bernhard Langer in den vergangenen Jahren oft gesagt. Die Corona-Pandemie hat eben viel verändert – auch für ihn.

Foto: Rolex/Chris Turvey (es zeigt Langer bei der British Senior Open)