Erlebnis Training – wenn die Anlage stimmt
Sprechen wir über Driving Ranges – und die Kunst des Übens. 2019 stand ich an der linken Seite der Driving Range von Augusta – das kleine Pitchinggrün sitzt dort und Phil Mickelson zelebrierte dort übungshalber den Lobshot in der Dauerschleife. Nach knapp einer Stunde ging ich, er blieb.
Das endlose Üben der immer gleichen Schläge mag für den Außenstehenden manchmal langweilig wirken, vielleicht sogar grausam. Für die Profis selbst ist es Faszination. „Ich konnte es nie erwarten, morgens aufzustehen und Bälle zu schlagen“, hat Ben Hogan einmal gesagt. „Ich warte auf den Tag, wenn sich alles zueinanderfügt“, erklärte Tom Watson seine Begeisterung für die Driving Range, „wenn alles Sinn macht, jeder Schwung mit Selbstvertrauen ausgeführt wird und jeder Schlag genau so ist, wie ich ihn will.“ Bobby Jones, bis heute der einzige Spieler, der je einen Grand Slam gewann, verbrachte Stunden bei Mondschein auf dem Puttinggrün des Golfclubs von Eastlake.
Übungsanlagen können faszinieren. Erstklassige Bälle auf der Range, interessante Pitchinggrüns, ein üppiges Puttinggelände, Ziele auf der Driving Range – zumindest in deutschen Topclubs sollte das inzwischen der Standard sein. Doch wer genau hinblickt, stellt fest: Der in Deutschland auch in der aktuellen Studie des Unternehmens Sommerfeld in Kooperation mit Dr. Falk Billion festgestellte Renovationsstau bei vielen Golfanlagen trifft eben auch auf viele Übungsanlagen zu.
Wer Einsteiger zum Golf bringen will, muss Ihnen das Üben schmackhaft machen – schon um zu verhindern, dass sie mit Erreichen der Platzreife das Training gänzlich einstellen und nur noch auf dem Platz unterwegs sind. Wellige Kunststoffmatten statt schöner Rasenabschläge sind ebenso wenig eine Alternative wie Bälle, bei denen Dimples nur noch zu erahnen sind.
Und: Wer den Blick ins Ausland riskiert, stellt fest, dass üppige Puttinglandschaften durchaus eine Alternative zum normalen Spiel sein können: PunchBowl heißt die fast 10.000 m² große Fläche neben dem ersten Tee des Platzes Pacific Dunes im weltberühmten Resort Bandon Dunes. 18 Puttlöcher werden dort jeden Tag neu gesteckt, eine Stunde dauert die Runde, und wer Lust hat, kann sich zwischendrin beim Pacific Grill auch noch ein kühles Bier bestellen.
Es ist die moderne Version der Himalayas in St. Andrews, die mit drei 9-Löcher-Schleifen direkt neben dem Old Course als der Klassiker schlechthin in Sachen Putting-Plätze gelten. 1867 gebaut ist das Puttinggelände nachwievor ein Renner – und ein durchaus lukratives Geschäftsmodell. 60.000 Puttrunden werden hier im Jahr im Schnitt gespielt. Der Preis für den Erwachsenen liegt bei drei, für Kinder bei einem Pfund. An Wochenenden stehen die Menschen Schlange – weil Üben ein Highlight ist, wenn das Puttinggrün mehr ist als eine platte, runde Fläche.