Golfsport kämpft mit dem Image in der Öffentlichkeit
Alle reden über Gesundheit – und darüber, wie der Sport die Gesundheit fördert. Schließlich gilt: Wenn Sport ein echter Gesundheitsfaktor ist, wäre dies bei einem Plädoyer für die Öffnung von Sportarten in Zeiten des Lockdowns ein gewichtiges Argument. Wobei sich gerade im Golf derzeit wieder einmal die Frage stellt: Wie sieht sich der Golfsport selbst – und wie betrachten ihn die anderen?
„Ist Golf ein Gesundheitssport?“ – mit dieser Kernfrage hat sich gerade ein Forschungsteam von Prof. Dr. Christopher Huth an der Universität der Bundeswehr München und beschäftigt, das im Fachbereich Sportmanagement angesiedelt ist. Die vierte von insgesamt fünf Studien, welche die Thematik Golf und Gesundheit untersuchen, gibt dabei auch Antwort auf die Frage, wie Nicht-Golfer den Golfsport betrachten. Veröffentlicht wurde sie heute morgen im German Journal of Exercise and Sport Research.
Das Ergebnis der Studie ist laut Huth, selbst seit seiner Jugend Golfer, klar: „In der breiten Bevölkerung ist Golf nicht als Gesundheitssport verankert – beim Golfspieler schon. Die Gruppe der Nicht-Golfer sieht die positiven Effekte noch nicht.“ Bereits in einer vorhergehenden Studie hatte man auch die Einschätzung der Clubs zu der Thematik abgefragt. „Hier haben wir von einer überwiegenden Mehrheit die Antwort bekommen, dass „Golf und Gesundheit“ ein sehr großes Thema ist und man über diese Thematik auch neue Mitglieder bekommen könne. In der Verantwortung bei der Umsetzung des Themas sehen die Clubs dabei sich selbst und den Verband, hoffen aber auch auf positive Nebenwirkungen durch Reha-Institute und Ärzte.
Golf wird in der Öffentlichkeit nicht als Gesundheitssport erkannt
Im Vergleich zu Sportarten wie Schwimmen, Radfahren und Nordic Walking, die laut Huth als klare Gesundheitssportarten wahrgenommen werden, hat Golf noch einen weiten Weg zu gehen: „Hier haben wir ja die Schwierigkeit, dass die breite Öffentlichkeit offenbar mit dem Thema noch nichts anfangen kann. Man muss sich also in der Golfszene darüber klar sein, dass man eine gute Vorarbeit benötigt, bis man Erfolge sehen kann. Andererseits gehen viele der internationalen Golf-Kampagnen in Richtung Health.“
In Deutschland dagegen wird das Thema „Golf und Gesundheit“ anders als das Thema „Golf und Natur“ in der Kommunikation nach außen kaum ausgespielt. Überraschend meint Huth, „wenn ich mir ansehe, wie sich unsere Bevölkerung entwickelt, wüsste ich nicht, auf welches andere Pferd man setzen sollte“, zumal sich die beiden Themen ja auch glänzend ergänzten. „Unsere gesamte gesellschaftliche Entwicklung geht in diese Richtung: Wir wollen gesünder und wir wollen nachhaltiger leben.“
Klassische Vorurteile gegenüber dem Golfsport bleiben
Dass Nicht-Golfer die Golfszene dabei nach wie vor mit bekannten Vorurteilen verbinden, wird anhand der neuen Studie ebenfalls ersichtlich. „Hier gab es signifikante Unterschiede zwischen Golfern- und Nicht-Golfern“, lautet Huths Resümée. „Das Item Exklusivität zum Beispiel bekam bei den Golfern auf einer Skala von 1 bis 5 einen Wert von 3,3, also einen Mittelwert. Bei den Nicht-Golfern hatten wir einen Wert von 4,4, das liegt nahe bei „ich stimme voll zu“.
Huth hat seine Studien zum Thema „Golf und Gesundheit“ noch nicht abgeschlossen. Im Moment läuft gerade Teil 5, der auch Vergleichswerte mit internationalen Golfern bringen soll. Schon jetzt aber wird klar: Das Thema ist ausbaufähig – gerade in Sachen Kommunikation und Marketing. Denn – wie die Diskussion um die Öffnung des Golfsportes in den vergangenen Wochen gezeigt hat – ist die Außenwahrnehmung der Golfszene erkennbar eine andere als die Innenwahrnehmung. Der Faktor Gesundheit könnte ebenso wie der Faktor Natur eine Brücke schlagen zwischen Golfern und Nicht-Golfern. Oder, wie es Huth formuliert, „diese Items passen super zum Zeitgeist und zum Golfsport“.
Die Studie: Der Fragebogen, der weitgehend über Social Media und über Golfclubs verteilt wurde, wurde von 654 Befragten komplett ausgefüllt. 67 % davon waren männlich, das Durchschnittsalter lag bei 31,67 Jahre, das durchschnittliche Nettoeinkommen zwischen 2500 und 3000 Euro. Huth sagt dazu: Man sieht daran, dass es sich um einen Mix aus Golfern und Nicht-Golfern handelt, weil das klassische Golfpublikum älter ist und ein höheres Durchschnittseinkommen hat.
Die Befragten erhielten rund 40 Items, anhand derer Sie auf einer Skala von 1 bis 5 angeben konnten, ob sie diese für den Golfsport für zutreffend bis nicht zutreffend halten. Dabei waren zum Beispiel Schlagwörter wie Exklusivität, Fitness oder Fairness.
Und: Die nächste Golfstudie unter dem Thema „Golf auf Rezept“, die sich ebenfalls mit „Golf und Gesundheit“ beschäftigt, läuft gerade. Hier ist der Link für interessierte Teilnehmer.