PGA Championship: Die großen Träume wagen
Eigentlich ist die Luft immer ein wenig raus, wenn die Herren zur PGA Championship anrücken. Glory’s last shot genannt, die letzte Chance auf ein Stückchen Ruhm, gilt das Major-Turnier der PGA of America als jenes mit der geringsten Bedeutung.
Diesmal aber steht die Golfwelt Kopf, und die PGA Championship avanciert zur Nummer 1. Das US Masters im April wurde verschoben, die US Open auch und die Open abgesagt. Die PGA Championship macht den Auftakt einer verkürzten Majorsaison 2020. Am Fuße des Lake Merced, im Norden Kaliforniens, nicht weit weg von San Francisco trifft sich die Weltspitze, um den ersten Major-Sieger der Saison in TPC Harding Park zu küren. Und wer genau hinblickt auf die Protagonisten wird feststellen: Diese PGA Championship könnte eine besondere werden.
…weil Tiger Woods versucht, seinen 16. Majortitel zu holen und Jack Nicklaus Rekord von 18 Majortiteln näher zu kommen. Seit Sonntag ist der Amerikaner schon vor Ort, hat das WGC-Turnier der vergangenen Woche ausgelassen. Es wäre der fünfte Titel bei einer PGA Championship für Tiger Woods und wieder einmal ein Rekord. Nur Walter Hagen und Jack Nicklaus bringen es auf so viele Siege. Andererseits: Woods letzter Erfolg bei dem Turnier reicht zurück ins Jahr 2007 in Southern Hills. Mit TPC Harding Park verbindet er allerdings positive Momente. Hier hat er 2005 das WGC-American Express-Turnier gewonnen.
….weil Jordan Spieth hier den sogenannten Karriere Grand Slam vollenden könnte. Das haben bis dato nur Gene Sarazen, Ben Hogan, Jack Nicklaus, Gary Player und Tiger Woods geschafft.
…weil Brooks Koepka hier den dritten PGA Championship-Sieg in Folge holen könnte, was in der Geschichte des Golfsports ebenfalls ziemlich selten vorkommt. Sechs Mal bis dato genaugenommen – zuletzt war es Peter Thomson, der von 1954 bis 1956 die British Open für sich entschied. Brooks Koepka hatte 2019 übrigens auch die Chance, die U.S. Open zum dritten Mal in Folge zu gewinnen, wurde am Ende in Pebble Beach aber Zweiter hinter Gary Woodland.
Eine historische Woche also, in vielerlei Hinsicht. Mal abwarten, wer am Ende Geschichte schreibt. Das Teilnehmerfeld ist wie immer erstklassig. Am Montag waren noch 91 aus den Top 100, 48 aus den Top 50 gemeldet. Einer der wenigen aus der Gruppe der Spieler jenseits der Top 100 ist Martin Kaymer. Auch er hätte die Chance, ein wenig deutsche Geschichte zu schreiben…
…weil er zehn Jahre nach seinem ersten Major-Erfolg in Whistling Straits seine Rückkehr in den Kreis der Sieger feiern könnte. Es ist wahrscheinlich ein etwas verwegener Traum, wenn man bedenkt, dass Kaymer seit dem Lockdown gerade einmal ein Turnier bestritten und dabei vergangene Woche den Cut verpasst hat. Sein letzter Turniererfolg reicht zurück ins Jahr 2014, es war ein Majorsieg, damals bei der U.S.Open in Pinehurst.
Aber wer weiß. Das Schöne an all‘ diesen Major-Turnieren ist schließlich, dass man zu Beginn der Woche die großen Träume träumen darf.