Deutsches Quintett startet in Schottland – Damengolf bleibt in Europa schwierig

Der deutsche Großaufmarsch beginnt am Donnerstag um 7.14 Uhr: Sandra Gal wird die erste der insgesamt fünf deutschen Proetten sein, die bei der Aberdeen Standard Investments Ladies Scottish Open in Schottland an den Start geht. Es ist ein gemeinsames Turnier der amerikanischen LPGA und der europäischen Ladies European Tour, 32 Nationalitäten sind am Start, 15 Majorsiegerinnen – alles bestens also könnte man meinen.

Weit gefehlt: Der Damenprofisport bleibt ein heikles Thema – das war er schon vor der Corona-Krise, weshalb sich zum Beispiel die finanzstarke LPGA Tour zum Jahreswechsel finanziell an der permanent vor der Pleite stehenden Ladies European Tour beteiligte. Mit der Krise wurden die Mängel noch deutlicher: Spielmöglichkeiten für die fünf deutschen Damen hat es kaum gegeben. Während man in England mit Hilfe des Olympiasiegers Justin Rose die sogenannte „Rose Series“ mit sieben Turnieren aus dem Boden stampfte, herrschte in Europa ansonsten Flaute. Die Scottish Open ist nach fünf Monaten das erste Turnier der Ladies European Tour.

Viele deutsche Proetten – und wenig Arbeitsmöglichkeiten

Für das deutsche Quintett mit Sandra Gal, Karolin Lampert, Laura Fünfstück, Esther Henseleit und Olivia Cowan heißt es jetzt also: Mal wieder Turnierluft schnuppern. Die deutschen Damen sind seit Jahren stark in der Profiszene vertreten – die Sache ist nur, es fehlt an Arbeitsmöglichkeiten. Ein Damenturnier in Deutschland gibt es seit 2014 nicht mehr, selbst für die kleine zweitklassige LET Access Tour findet sich kein Veranstalter.

Den deutschen Damen bleibt nur ein neidischer Blick Richtung Asien: Auf der süd-koreanischen Tour wird seit Mitte Mai gespielt, allein bei den ersten drei Turnieren lag das Preisgeld bei knapp über 1,6 Millionen Euro. Frauengolf ist in Asien extrem populär, Mädchengolf ein Riesending – ebenso wie in den USA, wo man mit Hilfe des Projektes Girls Golf 2019 80.000 Teilnehmerinnen auf 500 Golfanlagen mit Golf in Berührung brachten, nachdem Golf in den USA lange Jahre nur Jungen und Männer angezogen hatte.

Keine Mädchen und reichlich Seniorinnen

Letzteres gilt auch für Deutschland, wenn es um Jugendliche geht:  2019 spielten 13.131 Mädchen unter 18 Jahren Golf – verglichen mit 104.000 Seniorinnen über 60. Der Anteil der Mädchen unter 18 an allen Golfern lag bei ernüchternden 2,04 Prozent.  Wer deshalb nur die 36,3 % Frauenanteil im deutschen Golfsport ansieht und davon schwärmt, lässt die Gruppe der weiblichen Jugendlichen und Mädchen außen vor.  Wobei ohnehin gilt: Der Anteil der golfenden Frauen in Deutschland reduziert sich stetig. 2000 waren es noch 40,3 % am Anteil aller Golfer, seitdem nimmt die Attraktivität des Sports für Frauen offenbar kontinuierlich ab.

Woran das liegt, ist derzeit unklar. Mit der Negativ-Tendenz hat sich in der deutschen Golfszene noch niemand wirklich beschäftigt – vielleicht auch, weil auf den ersten Blick alles so rosig aussieht.