Woods-Match zeigt: TV-Rekorde ohne Fans möglich
Nein, es war nicht wirklich ein Kampf der Kontinente wie beim Ryder Cup. Aber man kann sagen: Es war die Probe aufs Exempel. Und die hat funktioniert. „The Match 2, Champions for Charity“ war ein 18-Löcher-Matchplay im Medalist Golf Club in Florida, zu dem ein Tiger Woods in Schlabbershort und Vollbart, die Footballer Peyton Manning und Tom Brady sowie Phil Mickelson am Sonntag erschienen. Aus dem deutschen Blickwinkel betrachtet, kann man wohl sagen: Ganz nette Sache, aber hierzulande hätte die Aktion wohl nur begrenzt Zuschauer vor den Fernseher gelockt.
Tatsächlich schrieb „The Match 2“ aber Geschichte. 5.8 Millionen Personen im Schnitt sahen zu, es war die Golf-Veranstaltung mit den höchsten Zuschauerwerten in der Geschichte des Kabelfernsehens. Zur Spitzenzeit von 5.45 bis sechs Uhr saßen 6.3. Millionen Personen vor dem Fernseher. Zum Vergleich: Laut Statista verfolgten in der laufenden Saison bis zum 27. Spieltag im Schnitt jeweils 1,15 Millionen Zuschauer die Übertragungen der Spiele des FC Bayern bei Sky Deutschland.
Das Charity-Match im Golf fand ohne Zuschauer statt, was – wie die Washington Post kommentierte – in gewisser Weise sogar eine Bereicherung bedeutet habe: „Die Tatsache, dass keine Zuschauer da waren, bedeutete, dass man den Spielern zuhören konnte.“ Mäuschen spielen bei einem Gespräch zwischen Woods und Mickelson sozusagen….auch das ist ja eigentlich nicht drei Stunden am Stück interessant. Aber die Tatsache, dass der Profisport in den vergangenen Monaten zum Erliegen gekommen ist, hat offenbar dazu geführt, dass Sport im Fernsehen jetzt bedingungslos konsumiert wird.
All‘ jene, die in den vergangenen Wochen daran gezweifelt haben, dass man einen Ryder Cup in Whistling Straits vom 25. bis zum 27. September auch ohne Zuschauer vor Ort spielen könne, haben die Übertragungszahlen eines Besseren belehrt. Wenn ein Charity Match mit vier Leuten schon sechs Millionen Zuschauer vor den Fernseher zieht, ist der TV-Erfolg eines Ryder Cups vorhersehbar. Ob die Meinung eines Rory McIlroy, der nachwievor gegen den Kontinentalwettbewerb ohne Zuschauer ist, da noch zählt, wird sich zeigen.
“Wenn ich darüber entscheiden müsste, ob ich den Ryder Cup ohne Fans spielen würde oder nicht, würde ich ihn um ein Jahr verlegen”, ließ der Nordire am Dienstag wissen. Die Sache ist nur: Der Multimillionär McIlroy ist dieser Tage finanziell weit liquider als die European Tour, die ihren Verdienst aus der TV Übertragung des Events zum Überleben braucht. Für Geschäftsführer Keith Pelley ist der emotionale Faktor von Fans im Moment deshalb ein zu vernachlässigender Faktor. TV-Ratings sind die harte Währung, die derzeit zählt.
Die längst überfällige Entscheidung, ob der Ryder Cup denn nun gespielt wird oder nicht, ist bis zum heutigen Mittwoch noch immer nicht verkündet worden. Der Promiflight der Herren Woods & Co. aber hat die Austragung um ein Vielfaches wahrscheinlicher gemacht.